Von München bis Belgrad
Heimische Unternehmer vernetzen sich über die Grenzen mit innovativen Startups und profitieren von neuesten Innovationen
Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH zieht mit Scaleup4Europe hohe Förderung der EU-Kommission an Land
42 Konsortien aus ganz Europa bewarben sich, sechs bekamen den Zuschlag: Eines davon ist das Projekt Scaleup4Europe der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH (BGLW) in Zusammenarbeit mit vier internationalen großen Partnern. Bis Ende 2022 wird die Initiative von Seiten der Europäischen Kommission mit 1,7 Millionen Euro gefördert. Was bedeutet das für die hier ansässigen Unternehmen? Wer eine Innovation, Optimierung oder Neuerung in seinem Betrieb anstoßen will, kann in diesem internationalen Netzwerk an Ideen und Entwicklungen fündig werden. Über das Scaleup4Europe bietet die BGLW Kontakte zu weit über 10.000 StartUps in Deutschland, Österreich, Slowenien und Serbien.
Innovationslotse Lars Holstein betreut gemeinsam mit Olav Carlsen das Projekt Scaleup4Europe, bringt über die Grenzen hinweg Bedürfnisse und Ideen zusammen und klopft im Vorfeld infrage kommende Partner und Projekte ab. Carlsen weiß aus seiner Erfahrung als Unternehmer, dass das Alltagsgeschäft fordernd ist. Dennoch appelliert er, sich für Innovationen ganz bewusst Freiraum zu schaffen. Das können neben Produkt- aber auch Prozessinnovationen sein, wie z.B. die Digitalisierung von Produktionsabläufen oder veränderte Arbeitsmodelle.
Gerade in Zeiten von Corona zeigt sich laut Carlsen, wie flexibel ein Unternehmen auf die neue Situation reagieren muss, Digitalisierung ist wichtig. Ein großes Thema ist natürlich auch die Nachhaltigkeit, dass die BGLW speziell mit dem Programm „Verantwortungsvoll Wirtschaften” vorantreibt. Davon profitieren können Handwerker, Dienstleister und Lebensmittelanbieter genauso wie mittelständische Unternehmen und Industriebetriebe.
„Es gibt extrem viele Startups, die auf Spezialgebieten an Ideen arbeiten und von denen man nur erfährt, wenn man sich speziell auf die Suche macht.” Über Scaleup4Europe will die BGLW Unternehmer aus dem Berchtesgadener Land und ihre konkreten Anliegen mit den dazu passenden Lösungen von Startups über die regionalen Grenzen hinweg zusammenbringen. Unternehmer aus dem Berchtesgadener Land können sich einerseits über die Homepage www.scaleup4.eu informieren.
Andererseits ermutigen Lars Holstein und Olav Carlsen die Unternehmer den persönlichen Kontakt zur BGLW zu suchen. Im April ist in Zusammenarbeit mit dem Münchner Innovations-Netzwerk Munich Network und dem Scaleup4Europe Partner UnternehmerTUM der Technischen Universität München ein so genannter Pitching-Day geplant, bei dem Innovationen vorgestellt werden, für die Unternehmer im Voraus Interesse bekundet haben. Hierfür können Firmen aus dem Berchtesgadener Land jetzt ihre Themen bei der BGLW anmelden, in denen sie mit technologieorientierten Startups zusammenarbeiten wollen. Begleitet wird das Ganze von einem dreimonatigen Startup Akzeleratoren-Programm, das die BGLW zusammen mit UnternehmerTUM organisiert und durchführt.
Das zweite Angebot der BGLW ist das persönliche Informationsgespräch sowie die individuelle Unterstützung der Firmen im Berchtesgadener Land. „Wir hängen uns rein und suchen von Belgrad bis München eine Antwort und Lösung und vernetzen die Akteure”, so Carlsen. Wie Lars Holstein erklärt, sind im Scaleup4Europe vier große Themenfelder festgelegt: Landwirtschaftstechnologien (AgTech), Industrie 4.0 (Agile Manufacturing), Gesundheits- und Medizintechnik (Health Science) und Smart Region (Digitalisierung in Nachhaltigkeit, Mobilität und Infrastruktur). „Nennen Sie uns Ihre Themen, gehen Sie mit uns in Diskussion”, lautet der Aufruf von Lars Holstein. Olav Carlsen ergänzt: „Ich wünsche mir reges Interesse. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir gut kommunizieren.” Jede Frage ist recht. „Aus den ungewöhnlichsten Fragen können die besten Ideen entstehen.” Nicht zu unterschätzen sei darüber hinaus, dass der südosteuropäische Raum riesige und interessante Märkte biete.
Bevor er in Chile und Deutschland zwei Firmen gründete, arbeitete Carlsen zehn Jahre lang im Silicon Valley, wo er geschäftlich mit Unternehmergrößen wie dem Apple-Mitgründer Steve Jobs oder Microsofts Paul Allen zu tun hatte. „In Silicon Valley habe ich mich mit dem Innovationsvirus infiziert”, sagt der in den USA ausgebildete Wirtschaftsprüfer. Innovation sei das Blut, das an diesem Standort der IT- und High-Tech-Branche pulsiert, der zu den bedeutendsten weltweit zählt. Innovationen verstärkt fördern und vorantreiben will die BGLW im Berchtesgadener Land. Ziel ist, Unternehmen erfolgreicher und für die Zukunft fit zu machen. „Es lohnt sich in jedem Fall mit mir zu sprechen”, so Holstein. Im besten Fall gibt es für das Projekt, das aus einer Idee entstehen kann, eine Förderung. Der Service ist kostenlos. „Wir arbeiten für Brüssel”, so die beiden Projektverantwortlichen.
Tanja Weichold