Wie sperrt man eigentlich ein Hotel zu, Herr Müller?
Normalerweise hat das Kempinski als Wellnesshotel 365 Tage im Jahr geöffnet, ein klassisches Saisonende wie in Skiorten oder Sommerdestinationen gibt es nicht. Durch die Corona-Krise musste das Hotel mit über 138 Zimmer von jetzt auf gleich seine Pforten schließen. Wir haben General Manager Werner Müller gefragt, wie das abläuft.
Was ist im Hotel passiert als sich eine Schließung ankündigte?
Werner Müller: Wir haben die Medien verfolgt und uns auf den Seiten der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung informiert. So konnten wir die Schließung schon frühzeitig absehen. Zehn Tage vor der Lockdown-Ankündigung haben wir dann unsere Mitarbeiter in der „Zam Sitzn“-Besprechung versammelt und sie informiert. Zunächst ging es erst einmal um infektionsbezogene Themen, beispielsweise was passiert, wenn jemand krank ist. Noch vor dem offiziellen Lockdown haben wir dann zusammen mit unserem Aufsichtsrat und dem Eigentümer beschlossen, dass wir das Hotel für die Sicherheit der Mitarbeiter schließen.
Wie fährt wird ein Hotel runtergefahren?
Werner Müller: Uns war wichtig, dass wir das kontrolliert machen und haben uns und den Gästen zwei Tage Zeit gegeben. Die Gäste haben wir per Brief aufs Zimmer darüber informiert, bis wann sie die Abreise organisieren müssen. Dabei waren wir ihnen natürlich auch behilflich. Für die Hotelanlage selbst gibt es eine festgelegte Prozedur mit einer 60-, 70- seitigen Checkliste. Ausschilderungen, Kühlhäuser runterfahren, saubermachen und ein entsprechender Verweis auf der Webseite sind etwa Punkte darauf. In diesem Fall war es natürlich anders als bei einem klassischen Saisonende, wie ich es schon zehnmal in St. Moritz mitgemacht habe. Wir mussten Gäste anrufen und ihnen mitteilen, dass ihre Buchung nicht mehr gültig ist, Anzahlungen zurück überweisen oder umbuchen.
Und jetzt ist es das Hotel im Dornröschenschlaf?
Werner Müller: Wir haben einen Notfalldienst bestehend aus wenigen Abteilungsleitern und technischen Mitarbeitern im Haus. Alle zwei drei Tage gehen wir durch die Zimmer und lassen die Wasserhähne laufen, damit wir kein Problem mit Legionellen bekommen. Die Lüftung fährt zweimal am Tag hoch, wir schauen, welche Lichter im Haus relevant für die Überwachungskameras sind und nachts ist ein Gebäudeüberwachungsdienst im Haus.
Kann die Zeit ohne Gäste trotzdem genutzt werden?
Werner Müller: Wir investieren im Moment viel ins Hotel und beschäftigen dafür fast ausschließlich heimische Firmen. Wir silikonieren zum Beispiel die Küche und den Pool, was sonst bei 24stündigem Betrieb schwierig ist. Wir arbeiten weiter an dem Projekt Personalhaus, die Bäder werden renoviert unser Gärtner ist am Werk und wir streichen die Fassade. Außerdem halten wir Augen und Ohren offen, wo wir in der Region unterstützen können. Ich habe mich schon für die Aktion „Einkaufen für Ältere“ gemeldet und wir haben Bettwäsche ans Rote Kreuz für Masken gespendet.
Organisieren Sie schon die Wiedereröffnung?
Werner Müller: Ja, wir beschäftigen uns mit verschiedenen Szenarien, stellen uns auf Themen wie Masken, Desinfektion, spezielle Zimmerreinigung und Abstandregelungen ein. Wie genau die Öffnung aussehen wird, wissen wir natürlich noch nicht. Wie viele unserer Zimmer wir verkaufen dürfen, ob wir den Spa-Bereich öffnen dürfen, wie es mit dem Restaurant, der Bar oder dem Frühstücksbüffet aussehen wird. Unabhängig von dem, was uns von Seiten der Politik vorgegeben wird, überlegen wir uns aber auch, wie weit wir überhaupt gehen wollen, denn jeder der hierherreist bringt natürlich auch wieder ein Risiko mit.
Das Interview führte Jana Dixon
