Wertschätzung von Tieren in Schlachthöfen
Während Industrie-Schlachthöfe unvorstellbare Massen an Fleisch produzieren und die Branche wegen der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter in der Kritik steht, gehen Laufen und Berchtesgaden den gegenteiligen Weg. Mit ihren Bio-Schlachthöfen setzen sie statt Gewinnmaximierung auf Tierwohl und Regionalität. Die heimischen Metzger kommen noch mit dem eigenen Personal.
Mehrere Betriebe im Unternehmensnetzwerk „Verantwortungsvoll Wirtschaften“ beziehen Fleisch aus den Schlachthöfen und sind froh über das Angebot:
Das sagen Unternehmer des Unternehmensetzwerks „Verantwortungsvoll Wirtschaften”:
Johann Lecker, Biolandwirt aus Niederheining
„Wir sind sehr froh, den Schlachthof in Laufen zu haben. Für uns bedeutet es, dass unsere Tiere keine langen Transportwege auf sich nehmen müssen. Da der Schlachthof bio-zertifiziert ist können wir ohne Probleme dort auch unsere Tiere hinbringen, ohne den Bio-Status zu verlieren. Einen Schlachthof in der Nähe zu haben ist leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Natürlich kann dieser mit seiner Kostenstruktur nicht mit Fleischindustrie-Betrieben wie Tönnies mithalten. Dieser Mehrpreis sollte es unserer Gesellschaft jedoch Wert sein, um die Menschen die dort arbeiten anständig zu entlohnen und humane Arbeitsbedingungen zu erhalten. Durch den regional ansässigen Schlachthof bleibt der Bezug zum Lebensmittel Fleisch für die Bevölkerung zudem erhalten. Genutzt wird dieser von den Metzgern in der Umgebung, so dass für den Verbraucher die Wege vom Erzeuger bis in die Theke transparent bleiben. Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region, was auch die Resilienz gegenüber Krisen fördert.”
Christian Sichert, Metzgermeister und Metzgereiinhaber aus Laufen
„Der Laufener Schlachthof bedeutet für mich Souveränität und vor allem Unabhängigkeit. Gerade in der letzten Zeit hat sich das Prinzip der kurzen Transportwege, Schlachttiereinkauf aus dem engsten Umfeld von Laufen und die eigene Schlachtung im örtlichen Schlachthof als äußerst krisenfest bewährt. Unberührt von Störungen auf den nationalen und internationalen Transportwegen können wir unseren Kunden immer eine gleich bleibende und hohe Qualität, sowie ein Maximum an Transparenz bei geringer CO2-Belastung gewährleisten. Und genau darüber sind alle selbst schlachtenden Metzger und Direktvermarkter, die den städtischen Schlachthof nutzen, froh und dankbar. Ebenso ist es schön, seine Kollegen einmal pro Woche, wenn auch nur kurz, auf ein freundschaftliches Gespräch zu treffen. Dies würde ohne den Schlachthof so sicherlich nicht zustande kommen. Leider wurden viele meiner Berufskollegen aufgrund viel zu überzogener EU-Vorschriften vor Jahren zur Aufgabe ihrer eigenen Schlachträume gezwungen. Anscheinend brauchte es erste eine globale Krise, um sich auf eine dezentrale und kleinstrukturierte Fleischgewinnung zurück zu besinnen.”
Johannes Lichtmannegger, Inhaber des Viersterne-Hotels Rehlegg in Ramsau
„Seit vielen Jahren ist bei uns im Rehlegg Regionalität und nachhaltiges Wirtschaften ein zentrales Thema. Ohne den Schlachthof Berchtesgaden könnten wir vieles aus der Region nicht mehr so beziehen, wie wir es derzeit tun. So beziehen wir zum Beispiel ausschließlich Demeter-Schweine aus Nußdorf, die zwei Mal pro Monat nach Berchtesgaden in den Schlachthof gebracht werden (circa 60 Tiere pro Jahr), ebenso wie unsere Schwarzen Alpenschweine aus Ramsau und Kettenberg (10 bis 15 Tiere pro Jahr). Beinahe unsern gesamten Bedarf an Kälbern, Rindern und Almochsen beziehen wir von Almbauern aus Ramsau. Diese Tiere werden dann ausschließlich in Berchtesgaden geschlachtet. Hundert Prozent unseres Lammfleisches (circa 90 Tiere pro Jahr) kommt aus Ramsau und wird ebenfalls in Berchtesgaden für uns geschlachtet. Für uns ist neben der Regionalität eben auch das Tierwohl mit entscheidend (kurze, möglichst stressfreie Wege für die Tiere zum Schlachthof). Wir sind sehr dankbar, dass der Schlachthof weiter betrieben wird und von den Kommunen finanziell unterstützt wird.”
Was den Betreibern der Schlachthöfe wichtig ist lesen Sie in der Reportage "Wertschätzung von der Schlachtbank bis zum Teller!