„Wer jetzt nicht digitalisiert, ist draußen“
Auftakt für Zukunftsprojekt KMU 4.0 - Hochschulen unterstützen Unternehmer
Berchtesgadener Land – Digitalisierung findet seit 30 Jahren statt. Sie schreitet jedoch immer schneller voran. Produktion, Dienstleistung, Arbeit und Freizeit - das Leben ist zunehmend vernetzt. Betriebe, die nicht mitziehen, werden abgehängt. Die Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH (BGLW) und ihre Partner im Projekt KMU 4.0 wollen das Gegenteil. Unternehmen sollen mit der passenden Digitalisierungsstrategie zukunftsfähig werden. Bei der Projekt-Auftaktveranstaltung machte der Gastgeber, Geschäftsführer Thomas Halletz von der Firma Kiefel, den Unternehmern Mut: „Trauen Sie sich. Auch wir als Technologieunternehmen sind noch nicht perfekt und basteln an unseren Digitalisierungsthemen.“
„Der mediale Wirbel um ‚4.0‘ verunsichert viele Unternehmer“, nimmt Markus Lassnig von Salzburg Research wahr. Das Thema Digitalisierung stehe wie ein Berg vor ihnen. Welchen technologischen Pfad sollen sie einschlagen, was ist beim Datenschutz zu beachten, wo finden sie IT-kompetente Mitarbeiter.
Exkursionen, Workshops und Erfahrungsaustausch
Das Projekt KMU 4.0 will ihnen die Angst nehmen und die Chancen der Digitalisierung aufzeigen. Die Projektpartner, neben der BGLW die Hochschulen Rosenheim, Salzburg, Landshut sowie die ITG Salzburg und Salzburg Research unterstützen sie beim Aufbau ihrer individuellen Digitalisierungsstrategie – und holen sie da ab wo sie stehen. Zur Verfügung gestellt werden umfassende Kompetenzen, zum Beispiel in der digitalisierten Instandhaltung oder in der Prozesstechnik und Robotik. Die Hochschule Landshut nennt außerdem eine Pilotfabrik ihr Eigen, in welcher Betriebe digitale Prozesse testen können. Sie wird im Rahmen des Projekts besucht. Kernstück von KMU 4.0 sind kostenlose Workshops, Exkursionen und Erfahrungsaustausche, in denen Unternehmer Anregungen und erste Ideen erhalten. Danach können sie individuelle Unterstützung der Partner in Anspruch nehmen. „Für die daraus entstehenden Themen gibt es viele Fördermöglichkeiten“, betonte Lars Holstein vom Fördermittelservice der BGLW.
Dass ein Technologiebetrieb wie Kiefel ohne Digitalisierung das geplante Wachstum nicht schafft, machte Geschäftsführer Thomas Halletz eindrucksvoll klar. Es gebe einfach nicht mehr genug qualifizierte Mitarbeiter. Der Kiefel-Einkauf erledigt heute mit der gleichen Mannschaft das dreifache Volumen wie vor der Digitalisierung. Die Bestellungen an Lieferanten laufen automatisch. Die Beschaffung von Standardteilen und Katalogware geht von der Stückliste der Maschinen direkt zum Lieferanten. Auch im Wartungsbereich arbeitet Kiefel digital. Per E-Portal platzieren die Kunden Anfragen. „Es gibt dabei kein Telefonat und keinen Schriftverkehr mehr“, betonte Halletz. Der Trend in der Hochtechnologie sei eindeutig. „Wir haben Kunden, die nur noch bei uns kaufen, wenn wir ihnen das digitale System für ihre Maschineneinstellung sowie Wartungs- und Bestellvorgänge mitliefern“, betonte er.
Mitarbeiter in die digitalisierte Welt mitnehmen
Dass die digitalisierte Welt Mitarbeiter verunsichert bemerkten einige der anwesenden Unternehmer. Dies ist sowohl der BGLW als auch den Projektpartnern bewusst. „Wir müssen in lernende Organisationen investieren die ihre Mitarbeiter beteiligen, damit das Berchtesgadener Land seine hohe Lebensqualität behält“, so BGLW-Geschäftsführer Dr. Thomas Birner. Wichtig sei eine gute Mitarbeiterkommunikation. Das Projekt KMU 4.0 bietet deshalb zusätzlich zu den technischen Veranstaltungen Weiterbildungen für Mitarbeiter an. „Ziel der BGLW ist es das Forschungspotential aus der Region aufzubereiten und für Unternehmen nutzbar zu machen. Individuelle Fragestellungen können dabei mit dem Digitalisierungslotsen bearbeitet werden“ stellt Cornelius Roth heraus.
In den kommenden Monaten informiert die BGLW laufend über die Projektveranstaltungen. Interessierte Unternehmer wenden sich für eine Anmeldung an die BGLW.
Infokasten:
Geplante KMU 4.0-Veranstaltungen:
Qualifizierungsworkshops:
Montag, 23. Juli, 13 bis 16 Uhr, Hochschule Landshut: „Von digitalen Wertschöpfungsketten zu Wertstromanalysen“
Mittwoch, 26. September, 13 bis 16 Uhr, Salzburg Research: „Die digitale Transformation gewinnbringend steuern“
Dienstag, 22. Januar 2019, 13 bis 16 Uhr, Freilassing: „Alles digital“: Unternehmenskultur, Instandhaltung, Wertschöpfung
Lernexkursionen:
September 2018: Technologiezentrum Produktions- und Logistiksysteme Lern- und Musterfabrik der Hochschule Landshut
Februar 2019: Robotiklabor der Hochschule Salzburg
Juni 2019: proto_lab der Fachhochschule Rosenheim
Erfahrungsaustausch:
1. Quartal 2019 in Salzburg