Digitalisierungsschwung durch die Krise
Digitalisierungslotse Cornelius Roth zu den Herausforderungen und Lernerfolgen
Durch die Corona-Maßnahmen wurden viele Unternehmen gezwungen, im Eiltempo digitaler zu arbeiten. Unterstützt werden sie dabei vom Digitalisierungslotsen Cornelius Roth von der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH. Mit welche Herausforderungen Unternehmer umgehen müssen aber auch welche Erfolgserlebnisse sie haben, berichtet er im Interview.
Welchen Einfluss haben die Maßnahmen auf die Digitalisierung der Unternehmen?
Cornelius Roth: In der Krise hat sich nochmals gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Unternehmen schnell auf digitales Arbeiten umstellen können. Dabei haben sich die Unternehmer natürlich viele Fragen gestellt. Ist die Internetleitung gut genug, reicht die technische Ausstattung aus, wie sieht es mit der Versicherung im Home-Office aus etc.
Wie werden die Unternehmer unterstützt?
Cornelius Roth: Als Digitalisierungslotse gebe ich eine Orientierung und stelle den Kontakt zu regionalen Netzwerken her. Ich habe beispielsweise eineOnlineplattform für Dienstleister aus der Informations- und Kommunikationstechnologie eingerichtet. Dort können Unternehmer alle lokalen Anbieter, die sich registriert haben, abrufen. Auf unserer Webseite sammle ich außerdem hilfreiche Werkzeuge für das Arbeiten von Zuhause aus. Von Videotelefonie-Anbietern bis zu Software, mit der man von zuhause auf den Rechner im Büro zugreifen kann.
Was sind noch große Herausforderungen?
Cornelius Roth: Die Unternehmer brauchen nach wie vor dringend eine mittelfristige Digitalisierungsstrategie. Dabei müssen sie die Rahmenbedingungen wie Datenschutz, IT-Sicherheit, Cloud-Anwendungen, künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Robotik aber auch eine digitale und agile Unternehmenskultur im Blick behalten. Das ist keine leichte Aufgabe und braucht ein verlässliches Netzwerk und gute Dienstleister.
Welche Lernerfolge gab es durch die Krise?
Cornelius Roth: Viele Unternehmer merken, dass sie bestimmte Dienstleistungen digital anbieten können und erweitern so ihr Geschäftsmodell. Durch Cloud-Anwendungen ist der Service außerdem viel flexibler und zum Teil sogar sicherer. Eine große Internetbrandbeite stellt zudem sicher, ortsunabhängig erreichbar zu sein.
Online Seminare, digitaler Messestand und Lotsentermin per Video
BGLW ist für Unternehmer digital da
Fünf Lotsendienste können die Unternehmer des Berchtesgadener Landes bei der BGLW in Anspruch nehmen: Innovationen- und Förderungen, Fachkräftesicherung, Gründerservice, Digitalisierungsunterstützung und Immobilien- und Flächenservice. Durch die Corona-Krise arbeiteten die meisten Lotsen und die restlichen Mitarbeiter von einem auf den anderen Tag von zu Hause aus. „Es war natürlich eine Umstellung aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase arbeitet es sich mindestens genauso gut wie im Büro“, berichtet die Fachkräftelotsin. „Wir nutzen digitale Instrumente und haben so engen Kontakt im Team und mit den Unternehmern. Durch die Chats sind der Austausch und die Kommunikation fast noch besser als vorher.“
Aber nicht nur die internen Abläufe sind durch die Corona-Krise digitaler geworden. Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperren und Veranstaltungsverbote haben massive Auswirkungen auf die Dienstleistungen und Angebote der BGLW, die durch digitale Alternativen sehr gut abgefangen werden können. Auf Berufsinformations- und Karrieremessen vertritt die Fachkräftelotsin normalerweise den Wirtschaftsraum Berchtesgadener Land. Stattdessen findet die Industrie- und Kontaktmesse der Technischen Hochschule Rosenheim am 27. und 28. Mai digital statt. Zwei Tage lang war die Fachkräftelotsin am virtuellen Messestand per Chat verfügbar und stand den Studierenden Rede und Antwort und informiert über freie Stellen oder Praktikumsplätze, die Unternehmen nach wie einreichen können.
In allen Lotsenbereichen gibt es normalerweise Wissenstransferveranstaltungen. Aktuell finden diese erfolgreich per Online Seminar statt. Gerade in den Bereichen Förderungen und Digitalisierung konnten die Lotsen Lars Holstein und Cornelius Roth so kurzfristig und mit einem geringen Organisationsaufwand auf aktuelle Themen wie die Soforthilfe oder den Datenschutz im Homeoffice eingehen. Ein positiver Effekt ist dabei das Einsparen von CO2 durch die wegfallenden Anfahrtswege - eine Entwicklung im Sinne der verantwortungsvoll Wirtschaftenden Ausrichtung des Berchtesgadener Landes.
Für Gründer, die normalerweise bei dem gemeinsamen Startup Camp der BGLW und der IUBH ihre Pitches geübt und Rat von Mentoren eingeholt hätten, gab es eine digitale Alternative durch den Netzwerkpartner Startup Live. Trotzdem versucht Jasmin Klünsner so persönlich wie möglich für ihre Gründer da zu sein. „Ich nutze Videokonferenzen, um gemeinsam mit Gründern ihre Finanzpläne anzuschauen und in Kontakt zu bleiben“, berichtet die Gründerlotsin.
Engen Kontakt hält auch Flächen- und Immobilienlotsin Anja Friedrich-Hussong mit den Unternehmern im Landkreis. Die Juristin recherchiert in der Krise vor allem die rechtlichen Regelungen und Änderungen, die auf der eigens eingerichteten Corona-Informationsseite auf der Webseite der BGLW laufend aktualisiert werden. Telefonisch und per E-Mail geht sie gemeinsam mit dem Geschäftsführer der BGLW und dem restlichen Team individuell auf die teils komplexen Fragen der Unternehmer ein.
Das Interview führte Jana Dixon
