Die Maske für Dauerträger
Die Firma Sperrer erleichtert Gastronomie und Co. die Arbeit
Die Firma Sperrer in Freilassing produziert eine neue durchsichtige Mund-Nasen-Bedeckung. Der Anspruch: Tragekomfort, freies Atmen und Schutz. Die Besonderheit: Die Konstruktion der Auflagepunkte.
Geschäftsführer Rolf Kehrein im Interview.
Sie sind ein Verpackungsunternehmen, wie passen die Mund-Nasen-Masken (MNB) in ihr Portfolio?
Wir sind ein Tiefzieh-Unternehmen. Die Mund-Nasen-Maske ist ein tiefgezogenes Produkt und gehört somit zu unserem Kerngeschäft - auch wenn wir vorrangig Trays und Blister aus Kunststoff fertigen. Aber Tiefziehen ist ein sehr weitreichendes Gebiet. Wir produzieren unter anderem derzeit Noppenbahnen, mit denen wir die Drainage des Koralm-Tunnels – das ist die Eisenbahnverbindung zwischen Graz und Klagenfurt - ermöglichen.
Was ist das Besondere an Ihrem Produkt?
Für unsere „face back“- Maske haben wir nicht nur Geld, sondern vor allem Hunderte Stunden in die Entwicklung investiert. Dabei war vor allem unser Technischer Leiter, Daniel Huber, gefordert, der seine Idee der Auflagepunkte von der Theorie in die Praxis umgesetzt hat. Klarsichtige Masken gibt es ja bereits auf dem Markt, aber die Art und Weise, wie wir unsere am Gesicht befestigen, ist neu. Außerdem wollten wir, dass unsere Maske beim Sprechen flexibel ist und sich den Bewegungen des Gesichts anpasst, statt zu verrutschen. Dafür verwenden wir die ideale Materialstärke. Unsere Maske passt sich somit Veränderungen der Mimik an.
Neben all den Vorteilen, die eine klarsichtige MNB mit sich bringt, lag unser Hauptaugenmerk aber dennoch darin, durch unsere Form bestmöglichen Fremdschutz für unsere Mitmenschen zu gewährleisten. Wir reden hier immer noch über ein Virus, dessen Verbreitung wir mit unserer Maske einschränken beziehungsweise verhindern wollen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass wir unser Produkt so konzeptioniert haben, dass wir individuelle Logos einbringen können. Diese sind nicht aufgeklebt, sondern als Form in die Maske integriert. Dies könnte vor allem für größere Unternehmen interessant sein, die bereit sind, zusätzlich für eine gewisse Exklusivität zu investieren.
Sie fertigen die Masken in Freilassing?
Jawohl. Und das wird auch so bleiben. Dafür haben wir – wie für alle unsere Produkte - auch die Werkzeuge und Formen für die Stanzeinrichtungen selbst hergestellt.
Ich weiß es sehr zu schätzen, Mitarbeiter zu haben, von denen ich weiß, dass sie mit dieser Firma durch dick und dünn gehen. Eine Verlagerung nach Asien, natürlich denkbar und möglich, kommt für mich nicht in Frage. Sollte „face back“ den erwünschten Erfolg haben, werden wir lediglich den Großteil der sehr zeitaufwendigen Konfektionierung an unsere Tochterfirma in Rumänien vergeben.
Zugekauft werden neben den Kordeln und Stoppern zur Befestigung und individuellen Einrichtung der Maske an die jeweilige Gesichtsform nur noch die Verpackungsmaterialien, die wir für den Versand benötigen. Wir liefern „face back“ dann als gebrauchsfertiges Produkt aus, der Kunde muss nur noch seine gewünschte Kordellänge einstellen.
Nach mehrwöchigen Langzeittests unserer Probanden aus den unterschiedlichsten Bereichen haben wir vergangene Woche die erforderlichen technischen Einrichtungen fertiggestellt
Wir stellen kein medizinisches Produkt her, sondern bieten eine Alternative zu anderen Mund-Nasen-Bedeckungen, vor allem aus Stoff. Die Anforderungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) – Abdeckung der Bereiche Mund, Nase und Kinn, Verwendung eines nicht durchlässigen Materials sowie das möglichst enge Anliegen der Maske – haben wir dabei bestmöglich erfüllt, „face back“ ist ergonomisch an die Gesichtsform angepasst, das gibt es bisher sonst nicht.
Hat Corona für Sie letztlich positive Auswirkungen?
Das möchte ich so pauschal nicht ausdrücken. Immerhin reden wir hier über ein Virus, das auch wirtschaftlich sehr viel Schaden angerichtet hat. Ob es uns gefällt oder nicht, Corona wird uns voraussichtlich noch länger begleiten als uns allen lieb ist. Und damit auch die Tragepflicht von Masken. Natürlich ein weiteres Geschäftsfeld der Firma Sperrer, aber auch eine Möglichkeit, einen Anteil zu leisten, wie wir alle im täglichen Leben mit dieser Belastung besser klarkommen können. Dabei richten wir uns in erster Linie an Menschen, die gezwungen sind, Mund-nasen-Bedeckungen täglich über einen längeren Zeitraum tragen zu müssen. Aber denken wir zum Beispiel auch an Gehörlose, denen mit klarsichtigen Masken wieder die Möglichkeit gegeben wird, sich zu verständigen.
Welche Kunden bedienen Sie als Tiefziehunternehmen üblicherweise?
Wie bereits erwähnt sind die Anwendungsbereiche von tiefgezogenen Produkten sehr weitreichend. Auch wenn das Kerngeschäft sicher im Automotiv-Bereich angesiedelt ist, bedienen wir darüber hinaus verschiedenste Branchen: Optik, Spielwaren, Stromversorger, Bau. Erst kürzlich wurden wir von einem namhaften Unternehmen als Produzent von innovativen Innenschuhen für die nächsten Jahre ausgewählt. Ebenfalls ein Tiefziehprodukt, wenn auch nicht aus Kunststoff.
Wie wichtig ist es, als Unternehmer innovativ zu sein beziehunsgweise zu bleiben?
Die Firma Sperrer wurde vor über 50 Jahren in Freilassing gegründet und zählt heute 14 Mitarbeiter. Wir haben das ehemalige Familienunternehmen 2008 übernommen und weiterentwickelt. Aufgrund der damaligen Wirtschaftskrise ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Dennoch konnten wir von Förderungen, unterstützt durch den BGLW-Förderlotsen, profitieren und den Aufbau von Sperrer zu einem zertifizierten und hoch technisierten Unternehmen vorantreiben.
Auch bei der Mund-Nasen Bedeckung war uns sehr schnell bewusst, dass es sich um ein Produkt handelt, das perfekt in unser Portfolio passt. Ein Gebrauchsmusterschutz wurde bereits eingereicht, laut Auskunft unseres Patentanwalts ist sogar die erfolgreiche Durchsetzung eines Patents denkbar.
Im Moment befinden wir uns im Aufbau eines großflächigen, europaweiten Vertriebsnetzes mit geeigneten Partnern. Dazu gehört natürlich heutzutage auch die Präsenz in den sozialen Netzwerken mit denen wir uns in der Firma Sperrer bisher eher weniger beschäftigt haben, die aber eine unglaubliche Wirkung nach außen zeigen.
Das Interview führte Kathrin Thoma-Bregar