Sauberes Trinkwasser durch Gesteinsprodukt aus dem Dolomitwerk Jettenberg
Seit den 50er Jahren baut die Schöndorfer GmbH in den Berchtesgadener Alpen Dolomit ab, der hier in besonderer Reinheit vorkommt. Während die Arbeiter zu Beginn das Gestein noch mit denkbar einfachsten Mitteln per Hand aus dem Berg schlugen, ist das Dolomitwerk Jettenberg heute ein Unternehmen mit modernster Anlagentechnik, dessen Abläufe mittels Qualitätsmanagement inklusive Energie- und Arbeitssicherheitsmanagement abgewickelt werden. Das Unternehmen wird bereits in der dritten Generation von der Familie Schöndorfer geführt. Eine Besonderheit des Werks ist seit Ende der 70er Jahre die Herstellung von Semidol für die Trinkwasseraufbereitung.
Von den Alpen bis zur Eifel: Stadtwerke nutzen Schneizlreuther Produkt
Hinter dem Handelsnamen Semidol verbirgt sich der Grundstoff Calciummagnesiumcarbonatoxid (chemische Formel CaCO3*MgO). Das ist bei 800 bis 900 Grad Celsius gebrannter beziehungsweise kalzinierter (zersetzter) Dolomit. Bei diesem Kalziniervorgang wird das Kohlendioxid aus dem Material entfernt. Laut Peter Schöndorfer besitzt nicht jeder Dolomit die Eigenschaften und Möglichkeiten. Die Herstellung des Semidols sei im Dolomitwerk Jettenberg deutschlandweit, wenn nicht sogar europaweit einzigartig. Um das bearbeitete Gestein zur Trinkwasseraufbereitung verwenden zu können, müsse es eine gewisse Grundreinheit haben. Verkauft wird das Semidol in unterschiedlichen genormten Körnungen, in der Regel von 0,5 bis 2,5 Millimeter und von 2,5 bis 4,5 Millimeter. Zum Einsatz komme es laut Schöndorfer zum Beispiel in Aufbereitungsanlagen hauptsächlich von Stadtwerken aber auch von Privatkunden in Franken, der Eifelregion und in Düsseldorf. Eingesetzt wird es im Gegensatz zum gröberen Kalkstein in kleineren Filtern. Schöndorfer bezeichnet das teurere Semidol als reaktionsfreudiger.
Im technischen Merkblatt beschreibt das Unternehmen näher, dass Semidol aggressive Kohlensäure im Wasser bis zum Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht abbauen kann und zugleich vorbeugt, dass Rohrleitungen durch Korrosion geschädigt werden. Die Entsäuerung sei mit einer Aufhärtung des Wassers verbunden. „Die Eisen- und Mangankonzentrationen werden durch die Anhebung des pH-Werts reduziert. Zusätzlich tritt bedingt durch das splittrige, mit Poren durchsetzte Korn des Semidols verbunden mit der rauhen Oberfläche ein physikalischer Filtereffekt im Bereich feinster Schwebeteilchen auf.” Die gute Wirksamkeit von Semidol beruhe sowohl auf dessen hohem Anteil an freiem Magnesiumoxid, welches in dieser Form eine hohe Aktivität besitze, als auch auf der erhöhten Reaktivität des Calciumcarbonates durch die große Porosität und die feine Verteilung in teilkalziniertem Dolomit. Durch die Reaktion entstünden Magnesium- und Calciumbicarbonat. Beide seien natürliche Wasserinhaltsstoffe und stellten keine zusätzliche Belastung des Wassers dar.
Sauberes Trinkwasser durch die Berchtesgadener Alpen
Insgesamt baut die Schöndorfer GmbH im Dolomitwerk Jettenberg auf etwa 600 bis 750 Metern Seehöhe jährlich 350.000 Tonnen Gestein ab. Davon macht die Semidolproduktion mit jährlich etwa 10 bis 15.000 Tonnen nur einen relativ kleinen Bruchteil aus, doch sei die Herstellung kompliziert und spiele im Unternehmen eine wichtige Rolle. Weitere Produkte sind Dolomitkörnungen, Dolomitmehle, Teil- und Vollkalzinat sowie entstaubte Körnungen. Die Produkte finden Verwendung in Glas, Keramik, Porzellan, in der Chemie, bei Futter- und Düngemitteln, Baustoffen und in der Kläranlage.
Interessante Fakten zur heimischen Geologie bietet die Schöndorfer GmbH auf ihrer Homepage www.dolomitwerk.de ebenfalls an. Das Dolomitvorkommen in den Berchtesgadener Alpen sei in dieser Reinheit in Deutschland nahezu einzigartig, die geologische Bezeichnung sei Ramsaudolomit, er sei grau- bis hellweiß und vor etwa 235 Millionen Jahren entstanden. In den Berchtesgadener Alpen herrsche insgesamt Dachsteinkalk vor. „Das Wimbachgries wird von den Flanken des Hochkalters sowie des Watzmanns eingerahmt. Deren untere Flanken bestehen aus Karnisch-norischem Dolomit sowie aus Ramsaudolomit, ebenso die Südausläufer der Reiteralpe im Gebiet des Stadelhornes.” Seiner Reinheit und Eigenschaften verdanken heute viele Haushalte ihr sauberes Trinkwasser.
Tanja Weichold