Piloten der Straße
Die Hogger GmbH ist bayernweit einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Personenbeförderung
Freilassing - Busfahrer mussten einst vor allem Busse fahren. Die moderne Fachkraft im Fahrbetrieb ist hingegen ein Alleskönner mit vielfältigen Aufgabenbereichen, sagt Thomas Richter, Inhaber der Freilassinger Hogger GmbH. "Der Wandel des Berufsbildes in den vergangenen 15 Jahren war massiv." Hogger ist mit 80 Mitarbeitern, davon acht in Ausbildung, und 60 Fahrzeugen einer der größten Ausbildungsbetriebe Bayerns im Bereich der Personenbeförderung. Doch neues Personal zu gewinnen, ist schwierig.
Hogger ist mit Nahverkehrsdienstleistungen groß geworden. Der familiengeführte Traditionsbetrieb, der im Berchtesgadener Land, in Traunstein und im benachbarten Österreich aktiv ist, macht 50 Prozent der Umsätze auf deutscher, die anderen 50 Prozent auf österreichischer Seite. Mit dem Aufbruch des Fernbusmarktes vor einigen Jahren, sei der Markt aber deutlich härter geworden: "Von einem auf den anderen Tag wurden bundesweit 4000 Fahrer gebraucht, die uns heute fehlen", sagt Richter.
Richter ist 49 Jahre alt. Vor über 30 Jahren hat er angefangen, "den Beruf von der Pike auf gelernt". Mit 19 Jahren hat er den Familienbetrieb übernommen. Ein geografisches Gedächtnis und eine gute Karte waren die Grundzutaten, um als Fahrer erfolgreich zu sein. Heutzutage sind die Anforderungen gestiegen. Die Fachkraft im Fahrbetrieb gilt als moderner Dienstleister.
Idealer Beruf für Mütter
Eine gute Ausbildung ist für den Inhaber das A und O. Richter sitzt im Prüfungsausschuss der IHK. Der Mann weiß, wovon er spricht. Die Personalprobleme beschäftigen die gesamte Branche. Das Problem: "Als Busfahrer hat man kein gutes Image." Allerdings ist das Berufsbild von einst nicht mehr mit dem heutigen Jobprofil zu vergleichen: "Unsere Fahrer sind die Piloten der Straße", sagt Richter. Obwohl das Busfahren nur ein gutes Drittel der Arbeit ausmacht. Als Dienstleister müssen sie sich nicht nur mit dem Fahren auskennen, die Region verinnerlicht haben, sondern auch fit im Umgang mit Menschen sein. Dienstpläne zu schreiben sei ebenso wichtig wie die Fahrzeugpflege. Technische Aspekte des Fahrzeugs gehören, ähnlich wie das Krisenmanagement, zum weiteren Aufgabenfeld. Ob Werkstatt, Kundendienst oder Büro: "Unsere Fachkräfte durchlaufen jeden Betriebszweig", sagt Richter. War der Beruf einst männerdominiert, finden heutzutage auch viele weibliche Anwärterinnen Gefallen an der abwechslungsreichen Tätigkeit. Vor allem Mütter seien gern gesehene Mitarbeiter, die in Teilzeit bei Hogger arbeiten. Anton Herbst, der bei Hogger als externer Berater die strategische Planung innehat, sagt, dass die Personenbeförderung in Zukunft immer wichtiger werde. "Wir befinden uns in einem expandierenden Marktumfeld." Neben dem Nah- und Linienverkehr stellt Hogger Mietfahrzeuge, übernimmt die Beförderung körperlich und geistig Beeinträchtigter und betreut darüber hinaus die Rufbusstrecken in Teisendorf und zukünftig auch in Traunstein.
Auf Wachstumskurs und vorbildlich mit Elektromobilität und digitaler Technik
Anton Herbst sagt, dass ein großer Wettbewerb im Markt herrsche. "Wir gehen immer mehr weg von der Standortorientierung." Vor allem der österreichische Markt sei interessant, weiß Richter. Erst kürzlich hat er für den eigenen Fuhrpark neue Busse bestellt. Seit kurzem fährt ein komplett elektrisch betriebener Achtsitzer im Regelbetrieb: "Wir testen ihn derzeit auf seine Praktikabilität." Bei guter Reichweite und sofern der betriebswirtschaftliche Aspekt stimme, könne er sich vorstellen, in der Elektromobilität verstärkt aktiv zu werden. Busse von heute sind darüber hinaus mehr als reine Beförderungsfahrzeuge. Sie sind voll mit moderner Technik. Mit einem Flottenmanagement, das auch bei Hogger zum Einsatz kommt, wird der Fuhrpark verwaltet, geplant, gesteuert und überwacht. Dabei werden Wegstrecken von Fahrzeugen unter Einbeziehung bestimmter Einflussparameter aufeinander abgestimmt und festgelegt. Probleme sollen von einem Flottenmanagement frühzeitig erkannt, behoben oder von vornherein umgangen werden, sagt Inhaber Richter. Auch für dieses Jahr plant Richter wieder auszubilden. Das Unternehmen soll gesund wachsen. "Zu tun gibt es eine ganze Menge."