Vom ehrenamtlichen Feuerwehrmann aus dem Berchtesgadener Land zum Global Player
Saaldorf-Surheim – Wenn Josef König von seinen Sandsäcken spricht, gerät er ins Schwärmen. Der Maschinenentwickler hat sich in Saaldorf-Surheim ein Unternehmen aufgebaut, das nicht nur in der Region seinesgleichen sucht. König ist vor allem im Hochwasserschutz aktiv. Innovation ist für ihn alles andere als ein Fremdwort: „Ich versuche immer, vieles zu verbessern“, sagt der 58-Jährige. Seit dem Oderbruch im Jahr 1997 war er persönlich im Einsatz mit dabei, das Pfingsthochwasser 1999 war eine weitere Herausforderung. Erst bei der Jahrhundertkatastrophe im Jahr 2002 kam mit seiner Technik der Durchbruch.
König ist bei fast allen Hochwasserkatastrophen mit seinen Entwicklungen und Millionen von Sandsäcken dabei. Sein Unternehmen spielt mittlerweile weltweit eine gewichtige Rolle. „Eigentlich war ich nur ein kleiner ehrenamtlicher Feuerwehrmann“, sagt der Saaldorf-Surheimer, der die Landwirtschaftsschule besuchte, bevor er sich später auf dem zweiten Bildungsweg Kenntnisse in Elektronik und Maschinenbau aneignete. Anfang der 90er-Jahre, als nach einem Starkregen ein Hang seines Grundstückes auf die Kreisstraße rutschte, zahlreiche Keller in Nachbarorten vollliefen und der Schaden groß war, dachte sich König: „Hätten wir gescheite und viele Sandsäcke gehabt, hätten wir viel Schaden verhindern können.“ Der Maschinenentwickler erinnert sich nur zu gut an diesen einen Tag, der in gewisser Weise sein Leben in eine andere Richtung lenkte. Seit diesem Zeitpunkt widmet er sich dem Sandsack-Thema in besonderer Weise. Denn Josef König ist Entwickler durch und durch.
Schadensverminderung durch Schnellverschluss – der Königsknoten
Dort, wo die Technik fehlt, da tüftelt er so lange, bis die Lösung greifbar ist. Auch mit den Sandsäcken lief es so. Diese kommen nicht nur bei Hochwasserkatastrophen zum Einsatz, sondern sie werden auch in der Landwirtschaft auf Siloanlagen, in der Industrie oder auf dem Bau eingesetzt. Mittlerweile nennt er mehrere Europapatente und verschiedene Marken und Firmenschutzrechte sein eigen. Er hat einen Sandsackschnellverschluss entwickelt, der jeden befüllten Sack in Sekundenschnelle verschließt. Dieser ist als Königsknoten bekannt. "Im Laufe der Jahre konnte damit schon sehr viel Schaden vermieden werden", sagt Josef König, der im Laufe der Jahre jene Maschinen entwickelte, die mittlerweile als König-Power-Sandkings bekannt sind. Die "Sandkings", mit denen sich Sandsäcke blitzschnell befüllen lassen, haben mehrere Abfüllstutzen, an denen zeitgleich Säcke befüllt werden. Die Produktbezeichnungen zeugen von der Leistung: Bei der Power-Sandking 300/6 Turbo sind es bis zu sechs und bei der 800 Turbo bis zu sieben Abfüllstutzen. Jede Abfüllstutze füllt bis zu 600 Säcke pro Stunde. "Und das ist noch lange nicht alles", sagt König stolz.
Bei den großen Hochwasser- und Flutkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte und der Sturmflut im Januar 2015 waren seine Anlagen mit großem Erfolg im Einsatz. Königs Sandsack- Abfüllanlagen sind insofern einzigartig, da diese auch mit nassem Sand ohne erkennbare Leistungseinbußen funktionieren. Es gibt Sandsäcke in zahlreichen Ausführungen, gefertigt aus den unterschiedlichsten Materialien: etwa aus Kunststoff-PE-Gewebe für Silosäcke oder Jute für Hochwassersäcke. Dass die Einsatzgebiete ebenso zahlreich sind, glaubt man dem Tüftler sofort. "Ein durchschnittlicher Sack wiegt befüllt rund 14,5 Kilogramm", sagt König, der mit seiner Hochwasserschutztechnik in den vergangenen Jahren an vielen Schauplätzen helfen konnte.
So war der Landkreis Deggendorf im Jahr 2013, während des Jahrhunderthochwassers nach langen Starkregenfällen, beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Osterhofen, direkt an der Donau gelegen, galt über Jahrzehnte als einer der gefährdeten Orte in Deggendorf. Mehrere Power-Sandkings, jene eigens gebauten Maschinen, kamen in Osterhofen zum Einsatz. Mehr als 370.000 Sandsäcke mit Königsknoten wurden gefüllt und verbaut. In Osterhofen konnte größerer Schaden verhindert werden. Sogar ein zu brechen drohender Donaudamm wurde mit 90 Lkw-Zügen mit Kies und Königs-Sandsäcken gehalten. „Leider war 2013 in Freilassing die Vorlaufzeit zu gering, sonst hätte auch hier sehr viel Schaden verhindert werden können“, sagt König rückblickend. Auch im Landkreis Berchtesgadener Land war König, der meist mehrere hunderttausend Sandsäcke auf Lager hat – derzeit sind es rund 700.000 Stück - schon mehrfach bei Hochwasser- und Starkregenereignissen aktiv. Zahlreiche Dankesschreiben verschiedener Gemeinden und des Landkreises belegen dies.
König hat seine Entwicklungen stetig vorangetrieben. Inzwischen gibt es den Mega- und bald einen Giga-Sandking mit bis zu 2,5 Kubikmeter Sandvolumen, die über viele Abfüllstutzen bis zu 11.000 Sandsäcke pro Stunde befüllen können. Der Tüftler ist nicht nur im Hochwasserschutz aktiv, sondern auch im Gewässerschutz. Zudem kommen Erdtanks, die säure- und chemikalienbeständig sind in der Landwirtschaft bei Siloanlagen zum Einsatz.
"Als kleine Firma sind wir auf unsere Zulieferer, die meist aus Deutschland stammen, angewiesen", sagt König, der die Entwicklung und Endfertigung der Anlagen in seiner Firma in Saaldorf-Surheim tätigt. Nur so könnten beste Produkte angeboten werden. König ist nicht nur in Deutschland mit seinen Produkten unterwegs, wo er verstärkt mit Feuerwehren und den Technischen Hilfswerken zusammenarbeitet. Mittlerweile sind Königs-Säcke und Sandkings in allen Ländern Europas bekannt und auch vermehrt eingesetzt. Auch aus Ägypten und Fernost kommen Bestellungen. Der Saaldorf-Surheimer gilt in seinem Metier inzwischen als Global Player. Für 2020 hat er die nächste Weltneuheit angekündigt, die dann auf der "Interschutz" und der "IFAT" gezeigt werden soll.