Brennholz in Minutenschnelle
Mit ihrer neu entwickelten Brennholzsäge mischen zwei Bischofswiesener den Markt neu auf
Bischofswiesen - Schon mit der Bündelsäge hatten Markus Stanggassinger und Hubert Weber im Jahr 2016 großen Erfolg. Das weltweit einzigartige Produkt sammelte in einem Video auf YouTube über 620.000 Aufrufe. Mit ihrer neuesten Entwicklung, einer besonderen Brennholzsäge, die einen Ster Holz in rund vier Minuten in kompakte, exakt abgelängte Scheite zerteilt, wollen der Landmaschinenmechaniker und der Bau- und Kunstschlosser den Markt neu aufrollen.
Seit Jahren tüfteln die beiden Handwerker gemeinsam an ihren Erfindungen. "Das Entwickeln hat uns einiges an Geld gekostet", gesteht Hubert Weber, in dessen Schlosserei ein Großteil der Teile für die Bündel- und Brennholzsäge gefertigt wurden. Dass es letztere nun auch gibt, liegt an den Rückmeldungen, die Stanggassinger von Kunden und Interessenten erhalten hat. Denn nicht alle bündeln das Meterholz, sondern stapeln es.
Holz sägen auf dem Tablet
Die Brennholzsäge kommt dabei mit allen Besonderheiten, die in Zeiten der Digitalisierung sinnvoll und notwendig sind. Tatsächlich lässt sich die rund 650 Kilogramm schwere Säge, die an jeden Traktor ab 70 PS angebaut werden kann, digital steuern. Dafür haben die beiden Bischofswiesener Fritz Heinrichs von "Chiemgau control" aus Laufen engagiert. Heinrichs, der Automatisierungstechnik und Robotik studierte, hat ein Start-up ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe er den beiden Tüftlern zur Hand ging. Der Laufener entwickelte eine Platine, die WLAN-fähig ist. Somit lässt sich die Brennholzsäge problemlos über ein Tablet steuern. Ob verfahrbare Schubwand, Holz-Klemmer oder Auswerfer - jede Komponente kann einzeln angesteuert und per Tablet-Berührung in Gang gesetzt werden. "Selbst die Fernwartung ist kein Problem", sagt Markus Stanggassinger.
Erfindergeist aus Bischofswiesen
Die eigens entwickelte Säge, sagt Stanggassinger, soll vor allem bei Brennholz verarbeitenden Betrieben zum Einsatz kommen. Bei Waldbauern etwa oder landwirtschaftlichen Lohnunternehmen. Das Gerät wird dabei an den Frontlader gehängt und kann ohne Weiteres mit Meterscheiten beladen werden. "Ein Ster passt genau rein", sagt Stanggassinger, der einen Vorteil darin erkennt, dass während des Aufladens keine Säge läuft. "Arbeitsschutz wird großgeschrieben." Ist der Bereich mit Holz gefüllt, kommt der sogenannte Klemmer zum Einsatz, der die Scheite fixiert. Mit dem Traktor lässt sich die gefüllte Brennholzsäge dorthin bringen, wo schließlich gesägt werden soll. Per Knopfdruck springt die Säge, deren Zähne nur 1,2 Millimeter stark sind, an und frisst sich von unten nach oben durch das Holz, das automatisch in einer gewünschten Länge geschnitten wird. Dank der programmierten Software lassen sich alle erdenklichen Längen zurechtsägen, sagt Fritz Heinrichs, der seit einem Jahr in die Platinenprogrammierung involviert ist. Ein Auswerfer befördert das Restholz, das sich im Kasten befindet, auf den Haufen der bereits zuvor gesägten Scheite. "Wir haben bei der Entwicklung darauf geachtet, kaum Holzverlust zu haben, da das Sägeblatt sehr dünn ist", sagt Stanggassinger, der besonders stolz über die präzise Schnittführung ist. Rund vier Minuten benötigt die Brennholzsäge, um einen Ster Holz in 33-Zentimeter-Stücke zu zerlegen.
Großes Interesse an Brennholzsäge
Derzeit sind drei Prototypen im Einsatz, die regelmäßig genutzt werden. Die Technik ist mittlerweile final und ausgereift. Die Digitalkomponenten funktionieren, worüber sich Stanggassinger und Weber in besonderem Maß freuen. Denn in der Digitalisierung liegt die Zukunft. Aktuell sind es eher die Bauteile, die Probleme bereiten. Denn die Hydraulikteile haben momentan eine Lieferzeit von 40 Wochen, so Stanggassinger. "Der Hydraulikmarkt ist leer gekauft." Auf längere Wartezeiten müssen sich Kunden also einstellen. Das hindert Stanggassinger und seinen Geschäftspartner Hubert Weber aber nicht daran, auch die Brennholzsäge bei potenziellen Kunden anzupreisen. Das Interesse auf Fachmessen und Ausstellungen ist groß. Mehrere Fachverlage haben bereits über das neue Produkt berichtet. Brennholz zum Heizen ist weiterhin auf dem Vormarsch.