Nicht nur Gründer brauchen einen Businessplan
Interview mit Barto Korpak, Managementberater
Ein durchdachter und sorgfältig erarbeiteter Plan erhöht die Erfolgschancen für eine Geschäftsidee erheblich. Barto Korpak ist Managementberater mit mehrjähriger Erfahrung in der Geschäftsplanung und verrät im Interview, wo die Tücken eines Businessplans liegen und warum man ihn immer und aktuell in der Schublade haben sollte.
Was ist ein Businessplan, wofür braucht man ihn?
Der Businessplan (Geschäftsplan) ist ein umfangreiches Dokument, das eine Geschäftsidee mit all ihren Chancen aber auch Risiken strukturiert beschreibt. Viele Unternehmer und Gründer verwechseln diesen mit der Budgetplanung. Dabei ist das Budget nur ein Element. Weitere Bestandteile sind z. B. eine detaillierte Beschreibung der Geschäftsidee, die Vorstellung des Gründer- oder Managementteams sowie Analysen zur Branche und zum Wettbewerb. In erster Linie wird ein Geschäftsplan benötigt, um Ressourcen und damit den Startschuss für eine neue Geschäftsidee zu erhalten. Das können entweder bewilligte Kredite von der finanzierenden Bank sein oder Risikokapital von Private Equity Investoren (Investoren mit privatem Beteiligungskapital). Bereits etablierte Unternehmen erstellen diesen in erster Linie als Leitstern für die weitere Unternehmensentwicklung.
Warum brauchen Gründer einen Geschäftsplan?
Die Unternehmensgründung ist eine Mammutaufgabe, angefangen bei der Komplexität bis hin zum hohen Grad an Risiko und Unsicherheit. Viele Gründer stellen daher – berechtigterweise – die Frage: „Wieso soll ich wertvolle Zeit für die Ausarbeitung eines Geschäftsplans aufwenden?“ Die Vorteile liegen auf der Hand: Es erhöht die Chancen einer erfolgreichen Unternehmensgründung drastisch. Eine klar dargestellte und strukturierte Geschäftsidee ist überzeugender im Gespräch mit Kapitalgebern und potenziellen Geschäftspartnern. Außerdem schützt die Geschäftsplanung vor vermeidbaren Gründungsfehlern wie z. B. einer fehlenden Branchen- und Wettbewerbsanalyse. Zudem sorgt dieser für Fokus und einen klaren Blick auf die Unternehmensgründung.
Gibt es Vorlagen für Geschäftspläne?
Es gibt eine empfohlene Struktur, die sich etabliert hat. Sie beruht auf den vier Erfolgsfaktoren jeder Unternehmung: Das Gründerteam, die Geschäftsidee, der Geschäftskontext (Branche, Wettbewerb) sowie die Chancen und Risiken. Jedem Erfolgsfaktor wird ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem alle Informationen detailliert aufgearbeitet werden. Beispielsweise sind im Kapitel zum Gründerteam die Erfahrung der Gründer, Kontakte und Netzwerke sowie im Idealfall erfolgreiche Gründungen darzustellen. Neben der Struktur ist natürlich der Empfängerkreis zu beachten: Eine kapitalgebende Bank legt sehr viel Wert auf Sicherheiten, daher würde ich einen Schwerpunkt bei der Finanz- und Budgetplanung legen. Private Equity Investoren dagegen interessieren sich stärker für das Gründerteam und die Expertise im Unternehmen. Die Planung ist zweitrangig. Für beide Empfänger gilt, dass ein Businessplan kurz und prägnant sein muss. Die besten Geschäftspläne lassen sich meiner Erfahrung nach auf wenigen Seiten beschreiben, zumal das Interesse des Lesers mit steigender Seitenanzahl sinkt.
Macht man einen Geschäftsplan nur wegen der Finanzierung?
Erfolgreiche Gründer und Unternehmer machen den Plan in erster Linie, um das Unternehmen zu entwickeln und auf Kurs zu halten. Eine benötigte Finanzierung ist jedoch einer der Auslöser, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen.
Warum macht es Sinn, diesen Plan jährlich fortzuschreiben?
Es gibt verschiedene Gründe, die dafürsprechen: Die aktuelle Covid-19 Situation hat gezeigt, dass sich mein Unternehmensumfeld radikal verändern kann. Insbesondere die Gastronomie und Hotellerie sind stark von einem Nachfrageeinbruch betroffen. Hier wäre es gut gewesen, wenn sich die Unternehmer bereits im Vorfeld einer Geschäftsplanung mit den Thema Nachfrageschwankungen beschäftigt hätten, immerhin handelt es sich um stark zyklische Branchen. Dann hätte der Unternehmer entweder angefangen, sein Geschäftsmodell zu adaptieren, z. B. den Lieferdienst ausgebaut oder eine Reihe von Notfallmaßnahmen vorbereitet für den Fall der Fälle. Neben der Vorbereitung auf eine Krisensituation, hilft mir diese Planung auch das Unternehmen zu entwickeln und Ziele für die kommenden Geschäftsjahre festzulegen und zu kommunizieren. Diese ändern sich oder müssen adaptiert werden, deshalb ist es empfehlenswert sich zumindest jährlich mit dem Thema zu beschäftigen.
Die derzeitige Situation zeigt also deutlich: Wer einen Geschäftsplan hat, ist im Vorteil?
Ganz klar. Unternehmen mit einem soliden Geschäftsplan sind in der Regel auf Krisensituationen besser vorbereitet und agieren, statt nur zu reagieren. Das führt zu einer schnelleren Umsetzung von Maßnahmen und Geschwindigkeit und ist in einer akuten Krisensituation überlebenswichtig. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Für die Vergabe von Notfallkrediten wird eine solide Planung vom Kreditgeber verlangt. Hier bin ich natürlich als Unternehmer im Vorteil, wenn ich die Denkarbeit bereits im Vorfeld geleistet habe und der Kredit in kürzerer Zeit bewilligt wird. Ein weiteres Beispiel: Der Unternehmer hat z.B. seine Zahlungsverpflichtung analysiert und ein klares Bild darüber, welche Lieferanten er pünktlich bezahlen muss und bei welchen er die Zahlung etwas später durchführen kann.
Wo liegen die Tücken beim Erstellen eines Geschäftsplans?
Einige Gründer und Unternehmen verstehen diesen als eine Art Doktorarbeit, in der sämtliche Aspekte der Unternehmung detailliert beschrieben werden müssen. Das zeigt, dass es kein klares Verständnis über die wichtigen Inhalte gibt. Man packt möglichst viel Inhalt in das Dokument, in der Hoffnung, dass sich der Leser die relevanten Informationen selbst heraussucht. Weitere Stolperfallen sind mangelnde Plausibilität in den Planungsannahmen, fehlende Kenntnisse über das Wettbewerbs- oder Branchenumfeld oder wenig Erfahrung darin, den Geschäftsplan entscheidergerecht zu verkaufen. In den genannten Fällen kann ein externer Berater als kritischer Fachmann unterstützen damit sich Unternehmer und Gründer auf die Geschäftsidee und die Entwicklung eines Unternehmens konzentrieren können.
Worum geht es in Ihrer Veranstaltung?
In der Veranstaltung lernen die Teilnehmer die Struktur eines erfolgreichen Geschäftsplans kennen. Sie erfahren außerdem eine Methode, um den Plan entscheidergerecht und systematisch zu erarbeiten. Zudem lernen sie Planannahmen unter Unsicherheit zu treffen und den Plan erfolgreich zu kommunizieren.
Das Interview führte Kathrin Thoma-Bregar