Focus-Wachstumschampion durch Online-Handel
Die Firma ACE Freilassing vertreibt Messtechnik und Arbeitsschutz-Produkte
- Einst stapelten sich Pakete im Wohnzimmer, heute versendet ACE jährlich 400.000 Pakete
- Der Kernkompetenz Alkoholtests, Arbeits- und Infektionsschutz treu geblieben
- Große Marktplätze klug genutzt – Nummer 1 mit Produkten bei Amazon
Roland Heinemann und Klaus Forsthofer, Geschäftsführer ACE
Mit Online-Handel und Kernkompetenz Wachstumschampion geworden: Das Wirtschafts- und Karrieremagazin „Focus Business“ zeichnete die Freilassinger ACE Handels- und Entwicklungs GmbH „ACE Instruments“ dieses Jahr erneut als eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen Deutschlands aus. ACE verzeichnet Wachstumsraten von jährlich 20 bis 40 Prozent. Begonnen hat es mit dem Versand von Alkoholtestgeräten für Privatleute, diese und Produkte der Bereiche Arbeits- und Infektionsschutz sind Kernkompetenz.
Aktuell versendet ACE jährlich 400.000 Pakete überwiegend in den deutschsprachigen Raum, innerhalb Europas und weltweit. Die Geschäftstätigkeit begann mit gelagerten Kartons im Wohnzimmer und umfasst heute Lager- und Bürokapazitäten von sieben Hallen, die aus allen Nähten platzen. 21 Mitarbeiter verschiedenster Nationen sind beschäftigt.
Von vorne: 2002 machten Roland Heinemann und Klaus Forsthofer eine Marktlücke aus und begannen über einen eigenen Web-Shop Alkoholtestgeräte für bezahlbare 66 Euro pro Stück an Privatleute zu vertreiben. Relativ bald kamen Profigeräte der Firma Dräger für gewerbliche Institutionen dazu. Heinemann und Forsthofer belieferten also fortan Sozialstationen, Kliniken, Suchtstationen und so weiter.
Der Kernkompetenz treu geblieben
„Alles ist sehr schnell gegangen“, blickt Heinemann im Gespräch zurück. Die Firma wuchs und siedelte 2007 von Niederbayern nach Freilassing um. „Da wir international tätig sind, zum Beispiel in die USA verkaufen war es egal wo wir unseren Sitz haben. So konnten wir hier arbeiten wo andere nur Urlaub machen können.“
Marketingprofi Forsthofer und Mess- und Regelungstechniker Heinemann gaben 2005 ihre Hauptberufe auf und konzentrierten sich auf ihre eigene Firma. Sie gingen eine Kooperation mit Dräger ein, deren Hauptfeld der Arbeitsschutz ist. „Wir haben im Laufe der Jahre viele Sachen ausprobiert und sind flexibel geblieben“, so Heinemann. Der ein oder andere „Exot“ ist geblieben, zum Beispiel Geschirrspültabs der österreichischen Marke Claro, Regenschirme des oberösterreichischen Traditionsunternehmens Doppler oder die eigene Uhrenmarke „Freiherr von Burgstall“ – benannt nach dem Adelstitel des stillen Teilhabers im Bunde, dem oberösterreichischen Unternehmer und Fahrschulbetreiber Kurt Burgstaller. Aber auch Muttermilch von Milupa, Kräuter oder Magnetgläser von Silwy für rutschfeste Trinkgefäße auf dem Boot oder anderen wackeligen Standorten sind im Vertriebssortiment. Namhaften Firmen sind die Kompetenzen von ACE nicht verborgen geblieben. „Hersteller sind an uns herangetreten, weil sie zwar in ihrer Fachlichkeit stark sind, aber keine eigene Expertise und Erfahrung im Onlinevertrieb haben“, schildert Roland Heinemann.
Die Hauptkompetenz von ACE liegt auf dem Vertrieb von Produkten aus den Bereichen Arbeitsschutz, Infektionsschutz (Desinfektion, Gesichtsschutz, Schutzkleidung, Trennwände), Jagd- und Schießsport und der Messtechnik, zum Beispiel Alkohol- und Drogenmesstechnik und Gaswarntechnik. „Wir sind unserem Kernsortiment treu geblieben und haben es ausgebaut“, meinen die Geschäftsführer. Eine intensive Kooperation gibt es seit Jahren mit dem international agierenden Unternehmen UVEX aus Fürth, das im Bereich Arbeitsschutz sehr bekannt ist. ACE kreierte mit UVEX zusammen zum Beispiel die „Tune-Up-Arbeitshose. 2018 gründeten die beiden Unternehmen eine Joint-Venture GmbH, um sich als Lieferant für sportliche Arbeitshosen- und Sicherheitsschuhe zu positionieren.
Heimische Kliniken mit FFB-Masken unterstützt
„Wir haben immer darauf geachtet, qualitative und namhafte Produkte in unseren Vertrieb aufzunehmen“, so Heinemann. Schon 2005 begannen die findigen Köpfe damit, ihre Eigenmarke ACE aufzubauen und zusammen mit Herstellern eigene Produkte zu entwickeln. Inzwischen hat ACE weltweit mehr als zehn Produktpartner. Damit verbunden sind Zertifizierungsprozesse für die Märkte verschiedener Länder, in denen die Produkte vertrieben werden. Auf dem Internet-Marktplatz Amazon schafft es ACE mit einzelnen Produkten regelmäßig auf Platz 1 der Verkaufsrangliste. In den ersten Monaten der Coronakrise stellte ACE den heimischen Kliniken den kompletten Lagerbestand an FFP-Masken und Schutzkleidung zur Verfügung. „Uns war es wichtig, die Region aktiv beim Kampf gegen Corona zu unterstützen“, so der Geschäftsführer Heinemann.
Wissen der Marktplatz-Anbieter genutzt – „Unternehmen der Zukunft“ bei Amazon
Wie meistert ein Unternehmen starkes Wachstum? „Prozesse müssen müssen mitwachsen”, erklärt Geschäftsführer Roland Heinemann. „Wir haben externe Experten bei uns gehabt.” Viele Prozesse seien eingeführt und optimiert worden, speziell in der Amazon-Welt ist ACE gut vernetzt und holt sich über dieses Netzwerk Wissen in die Firma. „Wir haben immer wieder unsere Arbeitsabläufe hinterfragt. Trotz schlanker Struktur ist unsere Firma komplex. Ziel ist es, flach und prozessorientiert organisiert zu bleiben.“
Als Firmenphilosophie definiert Heinemann die Firma ACE als Produktplatzierer auf Marktplätzen, überwiegend bei Amazon. „Wir verstehen unser Handwerk, Produkte ordentlich darzustellen.” Klaus Forsthofer ist gern gesehener Referent auf Kongressen und hält Vorträge zum Thema „Wie verkaufe ich auf Amazon?”. Beim Amazon-Wettbewerb „Unternehmen der Zukunft” gewann er schon zwei Mal.
Ohne Fremdkapital gewachsen
Das Erfolgsrezept von ACE beschreibt Heinemann mit folgenden Attributen: hohe Geschwindigkeit („Wir waren immer einen Schritt voraus”), Flexibilität, Eigenverantwortung der Mitarbeiter, attraktiver Arbeitgeber mit guter Work-Life-Balance, respektvoller Umgang und viele Freiheiten. „Die Mitarbeiter können sich bei uns frei entfalten.” Trotz schnellem Wachstum sei ACE ohne Fremdkapital oder Investor gewachsen. „Wir haben immer alles aus unserer eigenen Tasche bezahlt”, so Heinemann. „Wir haben alles aus dem Cash-Flow finanziert.” Das sei viel wert. „Wir wollten immer ruhig schlafen können.” Das ist gelungen.
Zusammenarbeit mit regionalen Firmen im Focus
Die Geschäftsführer richten nun ihr Augenmerk verstärkt auf die Zusammenarbeit mit regionalen Firmen, die innovative Produkte anbieten. Gleichzeitig möchte sich die Firma noch stärker in der Region verankern, lokal sichtbarer werden und individuellere Produktlösungen mit Abholmöglichkeit anbieten.
Tanja Weichold
(22.12.2020)
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