ASCO - Mit Langabkantmaschinen zum Wachstumschampion
Bischofswiesen – Der Kran schwebt in neun Metern Höhe durch die neu gebaute Produktionshalle im Gewerbegebiet Pfaffenfeld II. Hunderttausende Euro teure Blechbiegemaschinen werden bei „ASCO“ für den internationalen Markt gefertigt. Darauf entstehen dann Bleche für den Dach- und Fassadenbereich. Digitalisierung geht hier, am Fuße des Untersbergs, über alles. Geschäftsführer Sylvio Matthäß ist zwar erst seit sieben Jahren selbstständig – sein Unternehmen gehört aber bereits jetzt zu den Weltmarktführern in seinem Bereich.
Dass sich Sylvio Matthäß mit seinem Unternehmen am Ende in Bischofswiesen angesiedelt hat, ist mehr Zufall denn geplante Absicht. Als er sich vor einigen Jahren selbstständig machte, den Beruf des Verkaufsleiters im Angestelltenverhältnis an den Nagel hängte und begann, mit einem auf Langabkantmaschinen spezialisierten Unternehmen in Salzburg zusammenzuarbeiten, ging er auf die Suche nach geeigneten Flächen. Die Entscheidung fiel für das Berchtesgadener Land. Die Gründe: die Nähe zum Partner in Salzburg und der Reiz eines Lebens in den Bergen. Matthäß fand in Ainring eine Werkstatt zur Miete – vorübergehend. Zu Beginn machte das Unternehmen mit Langabkantmaschinen einen Umsatz in sechsstelliger Höhe. Mittlerweile bewegt man sich im zweistelligen Millionenbereich – mit lediglich 32 Mitarbeitern. „ASCO“ wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa von der „Financial Times“. Der Betrieb zählt zu jenen Unternehmen, die die größten Umsatzentwicklungen verzeichnen – deutschlandweit. Die Werkstatt platzte bald aus allen Nähten. In Bischofswiesen, im Gewerbegebiet Pfaffenfeld II, fand Matthäß insgesamt mehrere Tausend Quadratmeter Baugrund, ausreichend für weitere Erweiterungsmöglichkeiten. Ende vergangenen Jahres wurde der Neubau schließlich eingeweiht.

Im Foyer spielt im Hintergrund Musik, grau-schwarze Designersessel, auf einem TV-Bildschirm werden namentlich jene französischen Gäste begrüßt, die als Kunden zur Produktpräsentation angereist sind. Von hier aus geht es direkt in den Produktionsbereich jener Maschinen, die schon mal mehrere Meter lang und bis zu 14 Tonnen schwer werden können. „Wir sind ein reiner Maschinenhersteller“, sagt Sylvio Matthäß. Auf diesen werden Bleche gebogen. Bleche, die etwa von einem Spengler an Fassaden angebracht werden, an Mauern, überall dort, wo man sie braucht. Seine Kunden sind auf der ganzen Welt verstreut: Brasilien, Kolumbien, Australien, Neuseeland, Amerika, europäische Länder sowieso. 70 Prozent Exportanteil verzeichnet der Firmengründer. Als relativ junges Unternehmen hat sich ASCO in kürzester Zeit einen Namen gemacht, wohl auch deshalb, weil ihr besonderes Biegesystem weltweit patentrechtlich geschützt ist.
Weltweit digital vernetzt
Die Maschinen, die nun am Pfaffenfeld gebaut werden, sind Eigenentwicklungen, samt spezieller Software und komplett digitaler Vernetzung: „Wir können von Bischofswiesen aus auf alle Maschinen weltweit zugreifen“, sagt Matthäß. Fernwartungen werden auf diese Weise möglich. Überhaupt erscheint die weitflächige Produktionshalle mehr als futuristischer Ort denn Montagehalle. Per Fingerabdruckscanner „stempeln“ die Mitarbeiter ein und aus. An Terminals müssen Checklisten abgearbeitet werden, sodass jeder Arbeitsschritt als erledigt markiert wird. Große Bildschirme hängen hier an den Wänden, zeigen, in welchen Ländern sich derzeit die Mitarbeiter aufhalten, bei welchen Firmen sie Maschinen installieren, wie lange sie unterwegs sind, welche Aufträge in den nächsten Monaten noch anstehen. Eine Liste mit verschiedenen Farben zeigt an, an welchen der Produktionsplätze gearbeitet wird, welche Teile auf Lager sind, was bestellt wurde, was wann angeliefert wird. Nicht nur die Abläufe sind computergestützt und fortschrittlich, sondern auch die Maschinen selbst, in denen eine eigens programmierte Software läuft. Über berührungssensitive Bildschirme hat man jederzeit Zugriff auf die hochtechnisierten Konstruktionen. „Wir lassen einige Teile für die Maschinen außerhalb des Hauses zusammenbauen.“ An den Arbeitsplätzen kann parallel gearbeitet werden. Ist eine Maschine fertig und geprüft, hievt ein an der Decke, in neun Metern Höhe befindlicher Kran, die tonnenschweren Produkte in die Luft und direkt in den Lkw, der in die Halle vorfahren kann.
Sylvio Matthäß sagt, dass die Region eine sehr lebenswerte sei. Die Landschaft, die Berge, „hier kann man sich wohlfühlen.“ Der Tourismus ist seiner Meinung nach zwar wichtig, „am Ende des Tages leben wir aber von der Industrie“, so der Chef, in dessen Unternehmen fast ausschließlich Fachkräfte arbeiten. Vom Software-Entwickler bis hin zum Ingenieur. „Der Fachkräftemangel ist nicht klein zu reden.“ Im ersten Schritt sucht er Mitarbeiter aus der Region. Für Sylvio Matthäß ist Beständigkeit im Betrieb das A und O. Im Pfaffenfeld möchte Matthäß in Zukunft weiter wachsen. „Das Potenzial dazu haben wir“, die Geschäfte laufen gut. Er denkt bereits jetzt, vier Monate nach der Eröffnung, an einen Hallenneubau für eine weitere Produktlinie.