Weltmarktführer aus dem Pfaffenfeld
Bachmaier & Klemmer aus Bischofswiesen ist Hidden Champion in Feinmechanik für Mess- und Regeltechnik
Was mit der Herstellung von Kuckucksuhren begann, ist heute ein weltweit gefragtes Unternehmen: Bei Bachmaier & Klemmer (B&K) werden Rohr- und Schraubfedern für mechanische Druck- und Temperaturmessgeräte hergestellt. „Wir sind ein Hidden Champion“, sagt Firmeneigentümer Engelbert Sellmaier, der das Unternehmen 2007 gekauft hat. Als mittelständisches Unternehmen mit 35 Angestellten ist die Firma in ihrem Bereich Weltmarktführer. Auch auf regionaler Ebene zeigt Firmengründer Sellmaier nachhaltiges Engagement, ist Teil des Unternehmensnetzwerkes “Verantwortungsvoll Wirtschaften”.
In der Region verwurzelt
Nur 30 Kilometer von Salzburg entfernt liegt der Firmensitz des Unternehmens, dessen Ursprung bis ins Jahr 1948 zurückreicht und das weltweit für hochspezialisierte Feinmechanik für Mess- und Regeltechnik bekannt ist. „Wir verkaufen in über 40 Ländern“, sagt Engelbert Sellmaier, stolz darauf, am Standort in Bischofswiesen produzieren zu können. Die Voraussetzung sind im Pfaffenfeld optimal, findet Sellmaier: Das Gewerbegebiet ist zentral gelegen, viele der Mitarbeiter stammen aus der Region, arbeiten teils schon seit etlichen Jahren im Unternehmen.
Engelbert Sellmaier engagiert sich zudem seit langer Zeit als erster Vorsitzender im Förderverein des Schülerforschungszentrums Berchtesgadener Land: Der Nachwuchs ist ihm ein großes Anliegen, das Potenzial in der Region ist groß. Er sagt: „Mit meinem persönlichen und finanziellen Engagement unterstütze ich das Schülerforschungszentrum, damit wir die künftigen Techniker von morgen schon heute dafür begeistern.“
Außerdem ist das Unternehmen Teil des Netzwerkes „Verantwortungsvoll Wirtschaften“: Nachhaltigkeit zu leben, das ist das Ziel von Bachmaier und Klemmer. „Wir erzeugen mittlerweile 60 Prozent unserer benötigten Energie selbst“, berichtet der Firmeninhaber. Das gelingt mit Blockheizkraftwerk und eigener Photovoltaikanlage auf den Gebäudedächern.
International erfolgreich
China ist einer der größten Kunden von Sellmaiers Unternehmen, weitere Abnehmer sitzen in Europa und den USA. Zu den Grundpfeilern des Unternehmens gehört die Fähigkeit zur Innovation: Über 10.000 verschiedene Rohr- und Schraubenfedern haben die Bischofswieser im Portfolio, durch ein einzigartiges Biegeverfahren werden Federdurchmesser wie auch Messbereiche an die individuellen Anforderungen der Kunden angepasst. Hinzu kommt eine große Auswahl an Zubehörteilen zur Vervollständigung von Messgeräten: Messwerke, Zeiger, Endstücke, Schrauben, Membrane, Plattenfedern.
Diese werden bei der Engelbert Sellmaier Feinwerktechnik GmbH im Stangenwald hergestellt, dem zweiten Unternehmen von Firmenchef Sellmaier. „Das läuft alles Hand in Hand“, sagt er. Die Kooperation zwischen den Firmen ist logische Folge und regionale Verbundenheit zugleich – und sie begann schon vor Jahrzehnten, lange bevor Engelbert Sellmaier B&K erwarb.
Know-how „Made in Berchtesgadener Land“
Die speziellen Federn, die ganz anders aussehen als man sich eine geläufige “Feder” vorstellt, sind in etlichen Endgeräten des täglichen Alltags verbaut: in Kaffeemaschinen, in Wasser- und Öltanks, aber auch bei Tankstellen, auf Frachtschiffen und Bohrinseln. “Überall, wo Druck gemessen wird”, sagt Robert Rank, stiller Firmenteilhaber.
Dass die Firma in der Branche so große Bekanntheit hat, verdankt sie einem besonderen Verfahren zur Produktion jener Federn, das die Konkurrenz bis heute nicht durchschaut hat oder etwa kopieren konnte. Deshalb hat Sellmaier selbst in Zeiten zunehmender Digitalisierung keine Bedenken, was die Zukunftsfähigkeit der mechanischen Produkte angeht: „Bei uns geht es um absolute Genauigkeit“, sagt Robert Rank. Um mehrere Stellen hinter dem Komma. Und das kann das Unternehmen in Perfektion: In Korea mussten die Bischofswieser ihr Video über die Feder-Produktion mehrfach präsentieren, vor immer wechselnden Zuschauern. Das Firmenporträt in Videoform ist so gestaltet, dass die entscheidenden Arbeitsschritte nicht im Detail gezeigt werden: Zu groß wäre die Gefahr, dass jahrzehntelanges Know-how, Made in Berchtesgadener Land, kopiert wird.
Wer durch die Werksabschnitte in Bischofswiesen spaziert, hört die Pressen klacken, Metallteile werden aus langen Rohren in allen erdenklichen Stärken in wenige Zentimeter lange Abschnitte zugeschnitten. Daraus werden die hochsensiblen Federn gebogen. Durch eine abschließende Reinigung ist gewährleistet, dass alle Federn öl- und fettfrei ausgeliefert werden. Ein Qualitätssicherungssystem überprüft die Chargen auf Fehlerfreiheit. Neben optischen und mechanischen Prüfverfahren sind auch Dauerlauftests möglich.
In Kartons liegen die Federn zu tausenden: kleine, große, schmale, breite. „Wir wissen nicht, wo sie am Ende überall zum Einsatz kommen“, sagt Robert Rank. Täglich werden die Pakete von einem Versanddienstleister abgeholt und in die Welt verschickt.
Produktion unter Volllast
Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr spürbare Folgen für den Betrieb nach sich gezogen. Die Rohstoffpreise für Kupfer und Bronze sind gestiegen, haben sich teils verdoppelt, sagt Engelbert Sellmaier. Steigende Preise sind eine weltweite Folge der Pandemie, ein Großteil darunter beruht auf Spekulation. „Ich gehe davon aus, dass die Preise auf hohem Niveau verharren werden“, sagt Sellmaier.
Seit Januar zieht die Konjunktur aber wieder an. Die Auftragslage in Bischofswiesen ist besser denn je. Deshalb gibt es auch freie Jobs am Firmensitz im Pfaffenfeld, mit Blick auf die Berchtesgadener Bergzüge. „Wir produzieren hier derzeit unter Volllast“, erzählen die Geschäftspartner. Verstärkung ist daher gern gesehen: Produktionsmitarbeiter, Werkzeugfeinmechaniker, Speditionskaufleute, aber auch Quereinsteiger werden benötigt. Die Arbeitsplätze bei Bachmeier und Klemmer sind begehrt. Wer einmal kommt, bleibt. Das zeigt auch die Verweildauer im Unternehmen. „Im Durchschnitt bleiben unsere Mitarbeiter 18 Jahre im Unternehmen“ sagt Robert Rank. Darauf ist man am Standort im Bischofswieser Betrieb besonders stolz.
Für die Zukunft sehen sich die Firmenchefs gut aufgestellt: Federn von Bachmaier und Klemmer sind gefragter denn je.
Text und Fotos: Kilian Pfeiffer
(29.10.2021)