Moderne Direktvermarktung im Sinne des Gemeinwohls
Biohof Lecker steht für gesunde Lebensmittel, Tierwohl und verantwortungsvolles Wirtschaften
- Gesunde Lebensmittel aus regionaler Bioproduktion
- Projekt Bruderhahn-Küken gegen unnötige Tötung
- Online-Shop und Lieferung ins Haus
Moderne Direktvermarktung: Der Biohof Lecker liefert in der Ökokiste jede Woche Produkte von Landwirten aus der Region ins Haus. Die Kunden bestellen bequem im digitalen Shop. Gemeinwohlbilanz für eine faire Lieferkette vom Hersteller bis zum Verbraucher.
Hans Lecker
„Lecker” prangt in großen Buchstaben auf dem Plakat an der Wand beim Urbanhof in Niederheining in der Nähe von Laufen und auf den Seitenwänden der Lieferwägen. Nicht nur der Name macht Appetit, sondern auch der Blick in die Ökokiste, gerade angefüllt mit Batavia-Salat frisch vom Feld, Radieschen, Kartoffeln, Lauch, Honig, Nudeln, Milchprodukten und Eiern. In dieser Kiste stecken regionale, frische Bioprodukte. Sie sind gewachsen aus einem Konzept für Gemeinwohlökonomie, Nachhaltigkeit, fairen Handel und Wertschöpfung aus der Region. Das Bewusstsein dafür wächst bei den Kunden. In besonderen Situationen sogar mehr als sonst: Durch die Corona-Pandemie stiegen die Bestellungen für die Ökokiste sprunghaft von wöchentlich 700 auf 900 an.
Wer beim Frühstück seinen Löffel in ein Ei vom Biohof Lecker taucht, der freut sich auf ein gut schmeckendes landwirtschaftliches Produkt von Hühnern, die in Niederheining im Mobilstall fröhlich gackernd auf den Wiesen ihre Tage verbringen und unbehandelte Getreidekörner picken. Die Hühner stammen aus der eigenen Aufzucht, in der männliche Küken nicht getötet werden. „Für uns ist es ethisch nicht tragbar, dass man Leben ohne triftigen Grund aussortiert”, erklärt Hans Lecker. Er zieht die Gockel mit auf. Das ist ein Mehraufwand und damit sie leben dürfen, verkauft Hans Lecker seine „Bruderhahn-Eier” mit 50 Cent etwas teurer als allgemein üblich. Einen Preis, den die Kunden in Kauf nehmen, um diese Vorgehensweise unternehmerisch zu ermöglichen. Auch auf dem Lirzerhof in Ainring ist die wesensgemäße Haltung der Kühe für die Familie ein wesentlicher Bestandteil der Betriebsphilosophie. Dazu gehört, dass die Rinder noch stolz ihre Hörner tragen dürfen.
Ganzheitliche Ökobilanz
Der Bio-Direktvermarkter Hans Lecker sieht Aufklärungsarbeit als eine seiner Hauptaufgaben. Ob und warum Bio-Lebensmittel teurer sind, das lässt sich für ihn nicht auf den Preisvergleich reduzieren, die ehrliche Ökobilanz schaut ganzheitlich hin. „Billige Produkte verursachen bei der Herstellung Schäden, zum Beispiel verschmutztes Wasser oder Böden, die die Allgemeinheit tragen müssen”, argumentiert der Biobauer. „Wir reden mit den Leuten und informieren sie mit unserem Newsletter und mit Kundenbriefen.”
Produkte von 25 Herstellern aus der Region
Während Bruder und Geschäftspartner Ludwig den elterlichen Milchviehbetrieb auf dem Lirzerhof in Ainring bewirtschaftet und in seiner Hofmolkerei die Milch der Kühe zu Frischmilch und Joghurt verarbeitet, kümmert sich Hans mit seiner Familie in Niederheining in erster Linie um die Produktion der Eier, deren Weiterverarbeitung zu Nudeln, um den Anbau des Laufener Landweizens und um Gemüseanbau sowie um die Direktvermarktung in der Ökokiste. Den größeren Teil des Gemüses steuern zwei Biobetriebe im Salzburger Land bei. Insgesamt bündelt der Biohof Lecker in der Ökokiste Produkte von 25 Herstellern aus den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein und dem Salzburger Land. Im Online-Shop wählt der Kunde Woche für Woche aus, was er in seine Ökokiste packen möchte, die ihm ins Haus geliefert wird. „Unsere Kunden sind durchschnittlich 2,5 Kilometer voneinander entfernt. Das Liefern produziert weniger CO2, als wenn jeder Kunden selbst fahren würde.”
Passen Bananen ins Konzept?
Im Winter ist das Angebot eingeschränkt, doch kommt Lecker den Kundenwünschen zum Beispiel nach Bananen und Orangen nach. Passen diese weit angereisten Exoten ins Konzept? „Ja”, sagt Hans Lecker. „Das macht gesamtgesellschaftlich Sinn, weil auch in anderen Regionen der Welt Menschen ihre Produkte verkaufen müssen. Wir achten auf faire Lieferketten.” Dagegen kommt für ihn nicht in Frage, vor Ort mit großem Energieaufwand ein Gewächshaus für wärmehungrige Produkte zu heizen. „Jede Region hat ihren Vorteil, die Produkte sollen klimagerecht angebaut werden.”
Unterstützung von Bioanbietern als Ziel bei Verantwortungsvoll Wirtschaften
Das alles ist Teil der Gemeinwohlökonomie-Bewegung, der sich der Biohof Lecker vor drei Jahren angeschlossen hat. Sie basiert auf dem Gedanken einer nachhaltig wirtschaftenden Gesellschaft auch unter sozialen Gesichtspunkten und auf dem fairen Umgang mit den Kunden. Der nächste logische Schritt war, sich dem Netzwerk „Verantwortungsvoll Wirtschaften”, initiiert von der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH, anzuschließen. Hans Lecker gehörte zu den ersten Betrieben, die sich verbindliche Ziele zu verantwortungsvollem Wirtschaften setzten, um sich kontinuierlich weiter zu verbessern. Hans Lecker hat sich beispielsweise verbindlich vorgenommen, einen E-Transporter anzuschaffen und bis 2021 komplett auf Glasflaschen umzustellen. Auch die Unterstützung regionaler Bioanbieter in der Vermarktung hat sich der engagierte Unternehmer ins Zielformular geschrieben.
„Wir dürfen seit Generationen in dieser wunderschönen Region unsere landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften”, sagt der dreifache Familienvater Hans Lecker. Die nächste Generation wächst ebenso wie er selbst in dem Bewusstsein heran, dass jeder Einzelne Verantwortung trägt für den sorgsamen Umgang mit Natur und Lebewesen sowie für ein faires Miteinander. Oben drauf resultieren aus diesem Kreislauf gesunde und schmackhafte Lebensmittel. Ein Gewinn für jeden, eine Investition die sich lohnt.
Tanja Weichold
(23.06.2020)
Zurück zur Übersicht: Geschichten aus dem Wirtschaftsraum


