
HighTech für die Zahnmedizin in aller Welt
DEKEMA wächst mit Öfen für Zahnkeramik – Bewährte Technik mit allen Vorteilen der Digitalisierung
Freilassing. Nein, der erste Eindruck täuscht. Es handelt sich um keine Kaffeemaschine, auch wenn die Optik entfernt daran erinnert. DEKEMA ist Spezialist für Hightech-Keramiköfen für den Dentalbereich. Weltweit sind rund 25 000 dieser hochwertigen Apparate in Betrieb und stehen bereits seit über vier Jahrzehnten für besten Service und höchste Leistungsstandards, um Implantataufbauten, Inlays, Onlays, Veneers, Kronen oder Brücken aus hochwertiger, haltbarer Keramik zu brennen, zu pressen oder zu sintern.
Die Spezialöfen sind auf allen Kontinenten im Einsatz. „Und sogar an so exotischen Plätzen wie auf der Pazifik-Insel Vanuatu oder im andinen Hochland“, sagt Unternehmer Dr. Stephan Miller. Für das andine Hochland war sogar eine besondere Spezifikation vonnöten, die natürlich jeder Ofen aus dem Hause DEKEMA einhält, um den einwandfreien Betrieb der Elektronik auch in Höhen über 3000 Metern zu gewährleisten. Immerhin werden in den Öfen für technische Keramik Temperaturen bis zu 1600 Grad und für Glaskeramik bis zu 1200 Grad erzeugt.
DEKEMA, der Name stand ursprünglich für dentalkeramische Massen. Aktuell wird aber eher das Verständnis dentalkeramische Manufaktur dem Anspruch gerecht. Das Unternehmen treibt die Entwicklung seit jeher im engen Kontakt mit Kunden und Anwendern voran.

Seit der Physiker Dr. Miller aus Traunstein, nach dem Diplom an der LMU-München, der Promotion am Max-Planck-Institut in Garching und Zwischenstationen in der Industrie, im Jahr 2003 in das Unternehmen eingestiegen ist, wird außerdem die Digitalisierung konsequent vorangetrieben.
Alle Dentalkeramik-Öfen sind bereits ab Modelljahr 2007 vernetzbar. Wenn der Kunde es erlaubt, können Servicetechniker aus der Zentrale in Freilassing auf das Gerät und die Daten zugreifen. Durch regelmäßige Online-Wartung, oder durch fachkundige Online-Beratung bei schwierigen Aufgaben, lässt sich der Reparaturbedarf denkbar gering halten. Um die Datenmengen problemlos zu bewältigen hat Dr. Miller bereits in 2016 eigens und auf eigene Kosten einen Breitbandanschluss im Gigabit-Bereich installieren lassen, als erstes und bis vor kurzem einziges Unternehmen im Industriegebiet Freilassing.
Grundsätzlich werden Kunden und Anwender gerne auch vor Ort in der Zentrale in Freilassing geschult. Überdies ist ein Service- und Schulungsteam in ganz Europa mobil, um so punktgenau Wartung und tadellosen Betrieb der Öfen sicher zu stellen. Über 80 000 Kilometer lege mancher Service-Mitarbeiter im Jahr zurück, erwähnt Dr. Miller. Die Schwerpunktmärkte verteilen sich in etwa zu 20 Prozent auf Deutschland, zu 30 Prozent auf das europäische Ausland und dann in etwa zu je 25 Prozent auf Asien sowie Amerika, Nord und Süd, bei aktuell immerhin 6500 lebenden Kunden.
Seine Wurzeln hat das Unternehmen als Produktionsstandort eines österreichischen Herstellers für Dental-Keramiköfen aus Traunkirchen im Salzkammergut. Diese Mutterfirma hat sich DEKEMA übrigens im Jahr 2006 einverleibt. Wie viele in Österreich ansässige Unternehmen, beschloss man damals, im Jahr 1973, in Freilassing einen Standort innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu gründen, um von hier aus den EG-Markt zu erschließen. Noch aus jener Zeit stammt der immer noch geläufige Produkt- und Markenname „AUSTROMAT“.
In den folgenden Jahren hatte das Unternehmen eine wechselhafte Geschichte durchlaufen. „Man lieferte mehrmals über lange Zeiträume an Großabnehmer und machte sich von diesen abhängig“, so Dr. Miller, „mit solchen Unternehmen erwirtschaftete man dann teilweise deutlich mehr als 75% des Umsatzes. Haben die gehustet, ging es DEKEMA schlecht“. Darunter beispielsweise die auf Ihren Goldabsatz spezialisierte Degussa. Für dieses Unternehmen war es damals ein Zusatzgeschäft, die technische Ausrüstung im Angebot zu haben, die man benötigte, um auf einem Edelmetallträger aufgebrannten Zahnersatz aus hochwertiger Keramik zu schichten, und damit den optischen Eindruck eines perfekten Gebisses zu erzielen. Das Gold als Trägermetall wurde mittlerweile zum Großteil durch unedle Metalle, oder durch technische Keramik, beispielsweise aus Zirkonoxid oder Aluminiumoxid abgelöst. Und DEKEMA ist mittlerweile äußerst unabhängig – im Jahr 2016 war der größte Kunde gerade mal für 5% des Umsatzes verantwortlich.
Die Kombination aus bewährten Techniken und Verfahren im Aufschmelzen der Keramik, modernster Elektronik und die Möglichkeiten der Digitalisierung haben ihn bereits früh begeistert, erklärt Dr. Miller - seine ersten Patente zur Fernanbindung von Keramiköfen über das Internet stammen aus dem Jahr 2003. Sein Kontakt mit dem Unternehmen in Freilassing entstand in den 80er Jahren durch die Freundschaft zum Sohn des Gründers.
Seinem Einstieg ins Unternehmen im Jahr 2003 folgte die komplette Übernahme im Jahr 2011. Mittlerweile habe DEKEMA die Technologie- und Innovationsführerschaft in der Branche und fertige zum Teil sogar für den Wettbewerb, gesteht Dr. Miller. Rund 80 Patente und Gebrauchsmuster nennt das Unternehmen sein eigen. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen beim Wirtschaftsempfang des Berchtesgadener Landes mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
In der Entwicklung und Fertigung der Öfen kooperiert DEKEMA nicht nur mit den Kunden in aller Welt, um deren Erfahrungen aus und Anforderungen in der Praxis einzuarbeiten, sondern auch mit Unternehmen aus der Region. So liefern zum Beispiel Haldenwanger in Waldkraiburg keramische Komponenten und der Spezialist für Automatisierungstechnik Sigmatek in Lamprechtshausen im Salzburger Flachgau exklusiv die hochwertige Elektronik.
DEKEMA in Freilassing beschäftigt mittlerweile 35 Mitarbeiter und hat sich damit seit dem Einstieg von Dr. Miller mehr als verdreifacht. „Und es könnten noch mehr werden“, gesteht Dr. Miller. Das Unternehmen wächst. Gefragt sind Dentaltechniker, aber auch Mechatroniker, Mittelspannungstechniker, Radio- und Fernsehtechniker, sowie Fachleute für den internationalen Vertrieb.
Zum größten Teil kommen die Mitarbeiter aus der näheren Umgebung, aus Traunstein, dem Chiemgau, dem Rupertiwinkel, oder der grenznahen österreichischen Region. Aber auch aus dem fernen Norddeutschland sind in der jüngsten Vergangenheit etliche Fachkräfte zum Team gestoßen. Für Neuzugänge von auswärts bietet das Unternehmen für eine Übergangszeit sogar eine eigene Betriebswohnung an.
Im Ausbau befindet sich auch das Betriebsgebäude in der Freilassinger Industriestraße. Auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände gibt es bereits rund 1500 Quadratmeter Produktions- und 700 Quadratmeter Bürofläche; in Kürze kommen noch gut 400 Quadratmeter für die Produktion und rund 150 Quadratmeter für die Büros hinzu. Und im kommenden April folgt die erste Zweigstelle. Für die große Anzahl von Kunden im Ruhrgebiet und den Benelux-Staaten.
Ernst Deubelli, Passauer Neue Presse, Heimatwirtschaft