Maßgeschneidertes YouTube für Maschinenbauer Frimo
Studenten der TH Rosenheim unterstützen den Freilassinger Global Player bei einer Streamingplattform - Innovationslabor in Zusammenarbeit mit BGLW
Als Hersteller von Werkzeugen und Fertigungsanlagen für die Produktion von Kunststoffkomponenten gilt die Frimo-Gruppe, unter anderem mit Sitz in Freilassing, als Global Player. Im Automobilbereich ist man zuhause: Ob Porsche oder BMW: "Im Automobilmarkt sind wir führender Komplettanbieter von Fertigungssystemen zur Herstellung hochwertiger Kunststoffkomponenten", sagt Lorenz Dießbacher, Leiter IT des Werks Freilassing. Gemeinsam mit der Fachhochschule Rosenheim hat FRIMO nun eine Streaming-Plattform konfiguriert, die zukünftig den weltweit im Einsatz befindlichen Vertriebsmitarbeitern gute Dienste erweisen soll.
Das international tätige Unternehmen bietet Systemlösungen zur Fertigung von Kunststoffkomponenten für zahlreiche Kunststofftechnologien. Das breite Technologieportfolio reicht von den unterschiedlichsten Verfahren zur PUR Verarbeitung über das Flexible Schneiden, Stanzen, Pressen und Formen sowie Thermoformen, Kaschieren und Umbugen bis hin zum Fügen und Kleben.
Lorenz Dießbacher zeigt sich, nach dem gemeinsamen Projekt mit der FH, zufrieden: Die einstige Idee, eine Plattform zu schaffen, die Frimo-Mitarbeitern das Arbeiten vereinfacht, befindet sich auf einem guten Weg. "Zu allen Maschinen und Werkzeugen, die wir bauen, gibt es Videomaterial", sagt Dießbacher. Das sind große Dateien mit sensiblen Daten. Alle Maschinen sind individuelle Auftragslösungen weltweit tätiger Automobilkonzerne und deren Zulieferer. Auf manchen Maschinen werden Teile produziert, die erst in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen. "Wir unterliegen also einer strengen Geheimhaltung", sagt Dießbacher mit ernstem Blick.
Pro Jahr werden bei Frimo mehrere hundert Videos produziert, meist nur wenige Minuten lang. Die Bewegtbilder werden archiviert. Maschinen und Werkzeuge können somit auch teilweise unter Produktionsbedingungen gezeigt werden. Einzelne Fertigungsprozesse können somit für den Betrachter per Klick verständlich gemacht werden. Dießbacher sagt, dass auf den Frimo-Servern aktuell rund 2500 Videos archiviert sind. Die zunehmende Datenmenge stellt erhöhte Anforderungen an Datenstruktur und Handling, wie der IT-Leiter bestätigt. Also eine auf das Unternehmen zugeschnittene Plattform, mit Hilfe derer Frimo-Mitarbeiter Ansichtsmaterial für Kunden zur Verfügung haben.
Digitale Lösung für bessere Kundengespräche
Wichtig für das Unternehmen war es nun, die Einzelvideos komfortabel zugänglich zu machen, damit sie bei Kundeninteresse in Sekundenschnelle abgespielt werden können. Das mussl natürlich in einer gesicherten Umgebung erfolgen. Nur ausgewählte FRIMO-Beschäftigte haben Zugriff auf die mit der Video-Plattform "YouTube" vergleichbare Software-Lösung. "Vertriebsmitarbeiter, die weltweit unterwegs sind, haben damit einen großen Video-Pool, aus dem sie während eines Kundengesprächs schöpfen können." Das soll auch sogar dann möglich sein, wenn die Internetverbindung schlecht ist.
Und da kommen die Studenten der FH Rosenheim ins Spiel, die unter Prof. Dr. Claudia Förster vom Labor für Wirtschaftsinformatik arbeiten und - nach einem FH-internen Wettbewerb - ein Projektteam bildeten. "Wir haben uns alle zusammengesetzt und Möglichkeiten erarbeitet", sagt Dießbacher. Die Projektgruppe informierte sich am Markt über bereits bestehende Lösungen, die für FRIMO Sinn ergeben, wirtschaftlich tragbar sind und Vertriebsmitarbeitern Vorteile verschaffen. Anbieter für Streamingplattformen gibt es einige. YouTube schied aus, da Frimo-Videos nicht öffentlich zugänglich sein sollen. Nach einer wochenlangen Analysephase hatten sich die Beteiligten auf eine Microsoft-Lösung geeinigt, die relativ neu auf dem Markt ist und ein Baustein der "Office365"-Familie ist - "STREAM". Frimo arbeitet übrigens intern seit langem mit Microsoft-Produkten. "Es war also naheliegend, dass wir darauf zurückgreifen", sagt Dießbacher rückblickend.
In einem kleinen Team erarbeiteten die Studenten aus Rosenheim im Rahmen des Innovationslabors, das von der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH unterstützt wird, eine auf FRIMO zugeschnittene Variante, die "Stream'o" getauft wurde - in Anlehnung an den Unternehmensnamen FRIMO. Die Studenten erstellten eine Bedienungsanleitung und bastelten an Benutzerempfehlungen. "Wer darf die Filme hochladen, wer kann sie abspielen" - diese und weitere Fragen galt es zu regeln, sagt der IT-Leiter. Zugriffsrechte für die zentral abgespeicherten Videos, die über die Plattform von allen erdenklichen Endgeräten abgerufen werden sollen, mussten geregelt werden.
In mehreren Videos, die die Studenten gedreht hatten, testeten die Beteiligten die Funktionsweise der Streaming-Plattform unter Arbeitsbedingungen. Erste Videos wurden auf einen einheitlichen Server geladen, der in Zukunft den Pool an FRIMO-Videos beherbergen soll. "Nach und nach sollen nun alle Filme hochgeladen werden", wünscht sich Lorenz Dießbacher. Mit der neuen Plattform auf Notebook und Smartphone sollen Vertriebsmitarbeiter in Zukunft in Kundengespräche gehen können. "Anhand der Filme kann man in Sekundenschnelle zeigen, was wir bei FRIMO können", so Dießbacher.
Im Rahmen des Innovationslabors der Technischen Hochschule Rosenheim arbeiten Studierende an digitalen Projekten von Unternehmen. Interessierte wenden sich an Cornelius Roth, der die Vermittlung mit der TH Rosenheim übernimmt.