Mit den Mitarbeitern in den Urlaub
Das Hotel Grünberger in Berchtesgaden besticht durch kreative Maßnahmen für Fachkräfte
Über zwei Millionen Euro hat Lieselotte Grünberger 2017 in die Modernisierung ihres gleichnamigen Hotels in Berchtesgaden investiert. Der Betrieb ist prozentual einer der größten touristischen Ausbildungsbetriebe des Berchtesgadener Landes. Auf 30 Angestellte kommen acht Auszubildende. „Gute Mitarbeiter sind unsere Zukunft“, sagen Chefin Lieselotte Grünberger und Hotelbetriebswirtin Silke Heckenberger, die seit sieben Jahren als rechte Hand der Hotelchefin im Betrieb arbeitet. Dass es ihnen damit ernst ist, beweisen sie durch zahlreiche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung.

59 Zimmer gibt es im Hotel inklusive Appartement-Haus nebenan. Auch wenn in das Hotel immer wieder investiert worden war, es war schon lange nicht mehr zeitgemäß, zumal der moderne Brandschutz fehlte. 2017 stand der regelrechte Neuanfang an, ein finanzieller Kraftakt für Lieselotte Grünberger. Eng arbeitete sie mit dem Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice beim Thema Fördergelder zusammen. Dennoch war allen Beteiligten klar, dass sich allein durch die Hotellage die Millionen-Investition auszahlt. Das Haus liegt zentral, direkt an der Ache und unweit des Berchtesgadener Bahnhofs.
Das Hotel „Grünberger“ wurde zur Großbaustelle. Mehrere Monate lang wurde alles umgerissen und neu gemacht. Vom Restaurant über die Zimmer bis hin zur Fassade. Drei Sterne hatte das Haus, nach dem Umbau entspricht es dem 3-Sterne-Superior-Standard. „Mehr möchte ich auch nicht“, sagt Lieselotte Grünberger. Die Klientel, die momentan ihr Haus buche, „die Mittelschicht“, sei genau richtig für das Hotel mit seinen 159 Betten.
Kamen früher vor allem Busgruppen, setzt sie jetzt auf Individualreisende, Wanderfreunde, aber auch Familien. Auch künftig möchte sie weiter investieren. Langfristig sollen der Wellnessbereich des Hotels erweitert und das nebenan liegende Appartmenthaus modernisiert werden. Die Gästezufriedenheit sei seit der Wiedereröffnung hervorragend, so Hotelbetriebswirtin Heckenberger. „Stillstand ist Rückstand“, sagt Heckenberger, die stolz ist, dass sich der Betrieb so positiv entwickelt hat. Mit der Auslastung zeigt sie sich zufrieden. Künftig möchte das Team vor allem die schwachen Monate Januar bis März ankurbeln und das Haus das ganze Jahr über gut belegen.
Mitarbeitermotivation führt zu Spitzenergebnissen
Ihre Angestellten sind für Lieselotte Grünberger die Hotelzukunft. Ohne Fachkräfte geht es nicht. Davon sind sie und Silke Heckenberger überzeugt. Dass sie ihren Angestellten etwas bieten muss, ist ihr wohl bewusst. Im Hotel Grünberger gibt es nur unbefristete Arbeitsverträge. Während der Hauptsaison in den Sommermonaten herrscht Urlaubssperre, es gibt aber Boni, die nicht in jedem Betrieb die Regel sind. Mit dem 5-Sterne-Hotel Kempinski Berchtesgaden auf dem Obersalzberg besteht ein Kooperationsvertrag. So können Mitarbeiter des Hotels Grünberger in die Arbeit eines Luxushotels hineinschnuppern und diese Erfahrungen nutzen. Neben klar definierten Arbeitsabläufen unterstützt der Betrieb individuelle Fortbildungen. Ein ungewöhnliches Schmankerl gibt es obendrauf. Hotelchefin Lieselotte Grünberger fährt einmal pro Jahr mit allen Mitarbeitern in den Teamurlaub, nach Tunesien oder Lanzarote. Dafür wird das Gruppentrinkgeld verwendet, den Rest sponsort die Chefin. „Das ist eine gute Motivation und stärkt das Team“, meint sie.
Die Maßnahmen tragen Früchte: Mehrere Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren ausgezeichnet, etwa zur besten Hotelfachfrau im Berchtesgadener Land. Beim Verein der Köche konnten sich einige Auszubildende in Kochwettbewerben durchsetzen, erste und dritte Plätze einheimsen.
Auszubildende bekommen Festanstellung
Ihre Auszubildenden, derzeit ein Koch und sieben Hotelfach-Azubis, findet Grünberger bei den regionalen Ausbildungsmessen, wo sich der Betrieb attraktiv präsentiert. Zugute kommt Grünberger auch, dass der Betrieb inzwischen einen ausgezeichneten Ruf als Ausbildungsbetrieb mit hoher Ausbildungsquote genießt. „Wir übernehmen unsere Auszubildenden nach ihrer Lehre. Denn auch im Hotelfach ist es derzeit schwierig, gutes Personal zu finden", meint Grünberger. Sie macht es damit anders als ihr Vater, der mit 85 Jahren aus dem Betrieb ausschied. Auszubildende gab es unter seiner Leitung nicht. „Er legte darauf keinen Wert“, sagt die Tochter. Umso stolzer ist sie, dass sie mit Mitte 50, nach langer Zeit im Betrieb, die Ausbildereignungsprüfung gemacht hat und jetzt selbst ausbilden kann.