Geschäftsprozesse digitalisiert und Kundenzufriedenheit stark erhöht
Die Firma Quittenbaum wurde von Heinz Quittenbaum 1982 in Marktschellenberg gegründet. 1987 fand der Umzug nach Schönau am Königssee statt, wo noch heute der Firmensitz ist. Von Beginn an legte Firmengründer Heinz Quittenbaum besonderen Wert auf die Qualität seiner Produkte und unterzog sich mehreren Zertifizierungen. So sicherte sich die Firma eine hervorragende Position auf dem Markt hochqualitativer und präziser Mikrostanzteile. Mit ihrem Projekt „Quittenbaum digital“ entwickelte die Firma im Sinne des Firmengründers ein individuelles, digitales System zur Optimierung der Prozesse.
Mit der Software IndustryView SF, einer Plattformsoftware des Herstellers ViewSystems, setzt das Produktionsunternehmen auf vorhandene Daten aus Maschinensteuerungen, Messsystemen oder der rechnergestützten Qualitätssicherung auf. Entscheidend ist dabei die Vernetzung. Alle Daten stehen gleichzeitig an den Maschinen, im Werkzeugbau, der Qualitätssicherung und im Verkauf zur Verfügung.
Der intelligente digitale Zwilling
IndustryView SF baut für jede Maschine, jedes Produkt, Werkzeug, Material – also für alle an einem Prozess beteiligten Wertschöpfungsteilnehmer – einen digitalen Zwilling im Computer auf. Dieser wird in Echtzeit mit den Daten aus der realen Welt versorgt. Der Unterschied zwischen der realen Maschine und seinem digitalen Zwilling ist, dass der Zwilling neue Algorithmen erhält, die das Optimierungsteam der Quittenbaum GmbH selbst erstellt. Dadurch wird der Zwilling intelligenter als die reale Maschine. Bei Quittenbaum organsiert dieser inzwischen sogar Wartungsaufträge selbstständig und hilft den Mitarbeitern bei der Behebung von Maschinenproblemen.
Wichtig war der Geschäftsführung, dass die Software die gesamte Individualität und Dynamik des Unternehmens „mitgehen“ kann. „Unsere Unternehmensprozesse sind sehr individuell“, betont Martin Hillebrand, Assistent der Geschäftsführung. Während für die Grobplanung der Auftragsreihenfolge das Enterprise Ressource Planning (ERP) ausreicht, sind für eine gezielte Werkzeug- und Maschinenwartung sehr viele Daten und Algorithmen erforderlich, die ein herkömmliches ERP oder Manufacturing Execution System (MES) nicht haben. Quittenbaum prüft den Erfolg der neuen Abläufe und Strukturen laufend. Dazu werden flexible Dashboards aufgebaut, die an die hauseigenen Anforderungen in kürzester Zeit angepasst werden.
Schon vor dem Start des Zukunftsprojekts „Quittenbaum digital“ nahm das Management die Bedenken der Mitarbeiter bezüglich einer vernetzten Produktion ernst. Für sie kam nur eine Schritt für Schritt-Lösung in Frage, im Gespräch mit den Mitarbeitern. Hillebrand: „Dies erforderte eine gute Kommunikationskultur und auch etwas Geduld.“ Alle Mitarbeiter wurden von Anfang an in die Entscheidungen mit eingebunden, wodurch immer neue Ideen und Möglichkeiten entstanden. „Sie erkannten, dass es nicht um die Überwachung ihrer Leistung ging, sondern darum, ihnen die Arbeitsprozesse zu erleichtern. Jeder interessierte Mitarbeiter kann die Daten und Analysen einsehen“, so Hillebrand. Mit der Software kann das Team auch neue Abläufe ausprobieren und wieder verändern. Es werden lediglich die Daten des digitalen Zwillings verändert, die Maschinendaten bleiben unverändert.
Mehr Wertschöpfung und begeisterte Mitarbeiter
Durch die Einführung des digitalen Zwillings wurden ungeplante Stillstandzeiten verringert und eine bessere Auslastung der Maschinen erreicht. Eine große Erleichterung für die Bediener der Maschine ist es, die Ursachen für Störungen identifizieren zu können. So wird die Optimierung des gesamten Prozessablaufs ermöglicht. Hillebrand: „Oft sind das einfachste Lösungen.“
Erreicht wurde auch eine bestmögliche Kundenbetreuung. Der Kunde erhält sofort Auskunft über die Lieferzeit. „Wir haben die Kundenzufriedenheit nochmals erhöht“, betont der Assistent der Geschäftsführung. Ein weiterer Schritt war die Digitalisierung der Werkzeugmappe. Diese ist am Bildschirm direkt an der Maschine verfügbar. Sie beinhaltet einen Werkzeuglebenslauf, Wartungsaufträge, Reklamationen, Zeichnungen der Werkstücke und eine Regelkarte für die Qualitätskontrolle. Hierfür wird online auf die Datenbank des Qualitätssystems (CAQ) zugegriffen. Der Mitarbeiter an der Maschine erkennt sofort, wenn sich bei einer Charge die Qualitätsmerkmale verändern.
Hillebrand zieht neben der Wertschöpfungssteigerung ein weiteres positives Fazit: „Wir sind stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter sich ‚Quittenbaum digital‘ auf die Fahne geschrieben haben. Die Mitarbeiter bringen immer neue Ideen ein, die vom Management geprüft und umgesetzt werden. Angedacht ist ein digitaler kontinuierlicher Verbesserungsprozess, um diesen Erfolg weiter voranzutreiben.“
Martin Hillebrand stellt das Projekt auf der KMU 4.0-Veranstaltung am 26. September vor.
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