Verantwortungsvoll Wirtschaften mit plastikfreien Produkten
Deutschlandweite Premiere im Schönauer Rewe-Markt: Unternehmer Dieter Schönwälder nimmt plastikfreie Produkte ins Sortiment auf
Schönau am Königssee - Einkaufen ohne Plastikmüll? Das können Kunden seit kurzem im Rewe-Lebensmittelmarkt in Schönau am Königssee, dem ersten Rewe-Markt deutschlandweit. "Die Leute sind begeistert", sagt Geschäftsführer Dieter Schönwälder. 130 Bio-Produkte, von Müsli über Waschmittel bis hin zu Kosmetika, bietet er in Zusammenarbeit mit der Firma Grünkunft an. Das Besondere: Die Verpackungen sind kompostierbar. Schönwälder sagt: "Wir müssen endlich umdenken." Als Schirmherrin konnte er Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gewinnen.
Die Idee kam über einen Freund, einen engagierten Naturschützer. Den stört die Verpackungsflut im Lebensmittelhandel schon seit langem. "Er hat mich animiert, in meinem Laden dagegen etwas zu tun", sagt Schönwälder, während er mit den Fingern über eine Bio-Folienverpackung streicht. Das Material, mit dem die Grünkunft-Produkte verpackt sind, wird aus 100 Prozent Cellulose hergestellt, "es ist frei von Plastik, Erdöl und Schadstoffen, und löst sich in Wasser auf". Hergestellt wird das Material aus Schnittabfällen der Forstwirtschaft. Entsorgt wird es auf dem Kompost oder in der Altpapiertonne: "Nach drei bis sechs Wochen ist die Verpackung komplett zerfallen." Für Kosmetika und flüssige Lebensmittel stehen Mehrwegflaschen bereit. Anders schaut die Sache etwa bei Plastikstrohhalmen aus: Rund 200 Jahre benötigt ein solcher, bis er sich zersetzt hat. 70 Strohhalme verbrauche ein Bundesbürger durchschnittlich pro Jahr. "Ein Wahnsinn", sagt Schönwälder, dem verantwortungsvolles Wirtschaften und Qualität schon immer am Herzen liegen. Als erster Betrieb wurde der Rewe-Markt bereits 2007 vom Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice mit dem goldenen Qualitätssiegel ausgezeichnet und nahm durch sein Engagement eine Vorbildfunktion für die Unternehmen der Region ein.
Über Umwege und einen Radiobeitrag kam Dieter Schönwälder in Kontakt mit den Grünkunft-Gründern Christoph Kleber und Ehefrau Edna Kleber-Belizário. "Ich habe dann ihren Markt in Wasserburg am Inn besucht." Familie Kleber hat dort im vergangenen Februar einen plastikfreien Supermarkt eröffnet. Schönwälder konnte sich ein eigenes Bild der Produkte und der kompostierbaren Verpackungen machen. "Dort wird 100 Prozent Umweltschutz betrieben", sagt der Rewe-Markt-Leiter begeistert. Denn der zunehmende Plastikmüll, der in Deutschland anfalle, sei "eine Katastrophe". 25 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr, "damit sind wir Europameister. Das ist ein Titel, auf den wir nicht stolz sein dürfen". Schönwälder kennt seine Kundschaft. Er sagt: "Die Leute verfolgen den Wunsch, plastikfrei einzukaufen." Auch, wenn Schönwälders Bereitschaft, Produkte mit kompostierbaren Verpackungen anzubieten, nur "ein Anfang" sei, hat der fest im südlichen Landkreis verankerte Unternehmer das Ziel, die Zusammenarbeit mit Grünkunft zu intensivieren. Weitere Produkte sollen nach und nach Einzug in das reguläre Waren-Sortiment des Rewe-Markts am Triftplatz halten. "Wir wohnen in der schönsten Region überhaupt." Seiner Ansicht nach zeichne sich das Berchtesgadener Land durch die hohe Lebensqualität aus. "Das dürfen wir nicht auf's Spiel setzen. Wir müssen im Kleinen anfangen", sagt der Bayerisch Gmainer, Vater eines Sohns. "Wir können den nachfolgenden Generationen keinen Müllhaufen hinterlassen." Dass weiterhin viel Plastik produziert wird, kann auch Schönwälder nicht verhindern. Aber ein Zeichen setzen - für Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften. Bei den Produkten handelt es sich ausschließlich um "Bio-Produkte der Oberliga". Darauf ist der Unternehmer stolz. Dass die Produkte zwischen 2 und 15 Prozent teurer sind, darin erkennt er kein Problem. "Die Kunden sind bereit für Qualität zu zahlen." Nun kommt es auf die Kunden an: Viermal musste Schönwälders Team die Grünkunft-Regale bereits neu befüllen. Wenn die Kunden die Produkte weiterhin so gut annehmen, will der Leiter des Rewe-Markts weitermachen und das Sortiment plastikfrei verpackter Waren deutlich erweitern. "Ich hoffe, dass andere nachziehen werden." Nur gemeinsam habe man Erfolg.