Fernwartung per Datenbrille
Robel profitiert vom BGLW-Innovationslabor
Von der "Anforderung bis zur Lieferung", so lautete der Auftrag an die Studentengruppe der TH Rosenheim im Rahmen des Innovationslabors. Die Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH hatte die Firma ROBEL kontaktiert und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausgelotet. Bei ROBEL zeigte man sich begeistert. Das zu bearbeitende Thema war schnell gefunden: Eine "Digitale Service-Unterstützung per Fernzugriff", erinnert sich Peter Ulrich, Leiter der Digitalisierung bei der ROBEL Bahnbaumaschinen GmbH.
ROBEL ist ein Global Player im Bereich der Bahnbaumaschinen. Das Freilassinger Unternehmen erzeugt mit rund 550 Mitarbeitern Maschinen, Fahrzeugsysteme und Dienstleistungen für den Bau und die Instandhaltung von Bahninfrastrukturen weltweit. "Wir sind viel im Ausland unterwegs", sagt Peter Ulrich, der im Unternehmen für die Digitalisierung zuständig ist. Und genau jene ist es, die beim Freilassinger Unternehmen im Fokus steht und zukunftsfähig vorangetrieben werden soll. "Daten und deren Übertragung werden zunehmend wichtiger", sagt Ulrich und macht damit schnell klar, worum es beim Studentenprojekt mit der TH Rosenheim geht: "Unsere Servicetechniker sind überall auf der Welt im Einsatz, wenn es vor Ort zu einem Problem kommt", sagt er und steckt damit gleich das Ziel des Projekts ab: "Durch die digitale Fernwartung von Bahnbaumaschinen sollen in Zukunft internationale Serviceeinsätze reduziert werden."
Die Techniker, die in Freilassing stationiert sind, können im besten Fall zuhause bleiben und umgehend von der Zentrale aus die Problembehebung vollziehen. Über Internet-basierte Lösungen ist man direkt mit den Maschinen verbunden. Der Service-Techniker reagiert sofort, unterstützt die Mitarbeiter vor Ort bei der Suche nach der Störung und behebt diese, ohne in den Flieger zu steigen. “Das ist Kundendienst, wie wir ihn verstehen. Gleichzeitig senken wir die Reisekosten und verbessern unsere Ökobilanz“, so Ulrich. Laut Projektbeschreibung der Studierenden der TH Rosenheim soll "mindestens ein internationaler Serviceeinsatz vermieden werden", heißt es. Die Aufgabe der Studenten: Eine Handlungsempfehlung zur Auswahl von Hardware und Software für Datenbrillen mit zugehörigen Entscheidungsmatrizen zu erstellen. Peter Ulrich ist sich sicher, dass durch die neue Technik Dienstreisen zumindest "reduziert werden können".
Er macht das an einem Beispiel fest, bei dem künftig eine Datenbrille samt Display, Mikrofon und Kamera zum Einsatz kommen kann: ROBEL hatte eine Maschine zu einem Kunden nach Australien geliefert. Dort gab es bei der Inbetriebnahme technische Probleme. Eine Lösung aus der Ferne war nicht möglich. ROBEL entsandte also Techniker aus Freilassing, die mehrere Wochen vor Ort arbeiten mussten. In Zukunft könnten solche Einsätze dank des studentischen Teams rund um Betreuerin Prof. Dr. Claudia Förster deutlich seltener werden.
Das Projekt startete mit einem Kick-off bei ROBEL, wo sich die Teilnehmer einen Eindruck der Firma verschafften. Die Studierenden führten eine Problemanalyse durch und erarbeiteten einen Soll-Prozess. Anforderungen wurden dokumentiert und daraus ein Konzept erstellt, wie man dem Freilassinger Unternehmen helfen kann. Verschiedene Software-Lösungen wurden analysiert, fünf Datenbrillen-Modelle unterschiedlicher Hersteller anhand technischer Merkmale und Bewertungen verglichen und auf Relevanz hin bewertet. Durch die in der Recherche ermittelten Kosten konnte eine Amortisationsrechnung erstellt werden. "Diese stellt die Kosten für Hard- und Software einer Datenbrille den Kosten eines Servicetechnikers im Auslandseinsatz gegenüber", schreiben die Studenten in ihrem Projektbericht und beleuchten damit ein Thema, das für das Unternehmen ROBEL von entscheidender Bedeutung ist.
Die Fernwartung erfolgt direkt aus der Zentrale in Freilassing in Zusammenarbeit mit einem Service-Mitarbeiter bei der Maschine vor Ort, der besagte Datenbrille trägt.. Techniker können Hilfestellungen geben, Reparaturanleitungen senden und sind in jedem Moment live bei der Behebung des Problems dabei. "Es ist beispielsweise möglich, dass ein ROBEL Techniker eine Zeichnung anfertigt, die der Mitarbeiter vor Ort über die Datenbrille empfängt", sagt Peter Ulrich. „Mit detaillierten Anweisungen lassen sich Fehler schneller finden“.
Mittlerweile haben sich die Projektbeteiligten für eine Datenbrille entschieden und die passende Softwarelösung ausgewählt. Die Investitionskosten, die ROBEL in das Projekt fließen ließ, sollen sich schnell auszahlen. Ulrich ist überzeugt davon, dass "sich das Projekt bereits nach ein oder zwei eingesparten Dienstreisen rechnet".