Gruppenbestellungen leicht gemacht
Der Laufener Sebastian Sessler will mit dem Start-Up „SplitMode“ eine eigene Zahlungsmethode etablieren
„Gruppengeschenke sind großartig“, sagt Sebastian Sessler aus Laufen. Das Problem: Die wenigsten haben Zeit und Lust, so etwas zu organisieren, Freunden hinterherzulaufen und Geld einzusammeln. Deshalb hat der Deutsch-Chilene, der mit Frau und zwei Töchtern im Berchtesgadener Land lebt, ein Start-up gegründet, „SplitMode“ heißt es. Damit lassen sich die Kosten von Bestellungen unter Freunden und Bekannten aufteilen. „Der Markt für Gruppenzahlungen ist riesig“, sagt der Laufener. Vorgestellt hat er es erstmals im September 2017 beim „Euregio Start-up Berchtesgadener Land-Salzburg“, organisiert vom Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice gemeinsam mit Startup Salzburg.

Einer muss immer viel Zeit investieren und das Geld einsammeln
Dass Sebastian Sessler mit einer aussichtsreichen Idee mal ein Start-up gründen würde, hätte er vor ein paar Jahren noch nicht gedacht. 2008 kam er nach Deutschland, „ich bin zweisprachig aufgewachsen“, sagt er. Mit Digitalthemen hatte er schon immer zu tun, zunächst in einem großen Kinokomplex in Nürnberg, wo u.a. dessen Social Media-Auftritt unter seine Verantwortung fiel, dann beim weltgrößten Händler Amazon, für den er Buchverlage für Sach- und Fachbücher betreute. Später arbeitete er für eine große Bank. „Ich hatte immer ein paar Ideen im Hinterkopf, die ich verwirklichen wollte“ – und in denen er großes Potenzial sah. Erfahrungen mit Geschenken hat Sessler schon zuhauf gemacht. Die Frage beschäftigte ihn, wie man ein Gruppengeschenk - etwa zur Taufe, zur Hochzeit oder zum Geburtstag – organisieren kann, ohne das Problem zu haben, dass einer dem anderen wegen des Geldes hinterherlaufen muss. „Einer muss immer viel Zeit investieren, muss alle kontaktieren und das Geld einsammeln."
Günstiges Geschenk
Also setzte er sich mit einem Freund hin und gründete ein Start-Up, das dieses Problem löst. Mit „SplitMode“ kann man Kosten von Bestellungen unter Freunden und Bekannten aufteilen, „perfekt für Gruppengeschenke oder Gruppenbestellungen mit Mengenrabatten“, sagt Sessler. „SplitMode“ ist sozusagen eine Zahlungsart, ähnlich wie PayPal, die er bei Online-Händlern integrieren möchte. Er verdeutlicht das an einem Beispiel: Peter soll eine Videospielkonsole geschenkt bekommen. Diese kostet 400 Euro. Zehn Leute wollen sich zusammentun und die Konsole gemeinsam kaufen. „Einer organisiert die Bestellung, sie wird beim Händler reserviert“, sagt Sessler. Die neun weiteren Mitzahler werden etwa per Email eingeladen, erhalten somit Zugang zur Bestellung und müssen nach Aufforderung nur noch zahlen. Für den, der „das Gruppengeschenk organisiert, ist es deutlich komfortabler, nicht mehr dem Geld hinterherzulaufen, sondern darauf warten zu können, dass jeder seinen Beitrag leistet“. Erst, wenn die Gesamtsumme zusammenkommt, wird diese dem Händler überwiesen und das Produkt wird versendet.
Das technische Grundgerüst ist bereits programmiert, „es funktioniert alles.“ Mehrere Testläufe sind erfolgreich verlaufen. Dazu haben die Gründer einen eigenen Shop gebaut, bei dem sie einen Schritt weitergehen und dank der selbst erschaffenen Zahlungsmethode auch Gruppenbestellungen ermöglichen - „um von Mengenrabatten zu profitieren“, sagt Sessler. Wenn mehr Produkte auf einmal bestellt werden, kann das für den Einzelnen eine Ersparnis bringen. Sessler sagt, dass jede Transaktion zweckgebunden ist, niemand kann sich an den Einzelüberweisungen bereichern, die Produkte werden erst nach dem Zusammenkommen der Gesamtsumme ausgeliefert. „So etwas gibt es bislang noch nicht.“

Wirtschaftsservice macht Start möglich
Die zugrunde liegende Software macht auch weitere Einsatzgebiete möglich, etwa, gemeinsame Aktivitäten, wenn Freunde zusammen auf ein Konzert gehen oder wenn Sozialhilfefälle ins Spiel kommen. „Wenn eine Alleinerziehende kein Geld hat, einen Fortbildungskurs zu belegen, kann die Gemeinschaft einspringen“, sagt Sessler.
Das Ganze erinnert in gewisser Weise an sogenannte Crowdfunding-Kampagnen, bei denen Menschen Geld spenden, damit etwa ein Produkt entwickelt werden kann. „Wir kombinieren aber soziale Netzwerke mit einer Banking-Plattform“, sagt der Laufener, der von seiner Geschäftsidee, die in dieser Form noch niemand aufgegriffen hat, fest überzeugt ist. Geld soll mit Provisionen verdient werden, die von den Händlern getragen werden. Bislang ist das ganze Projekt selbst finanziert, Unterstützung gab es bislang vom Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice. „Sie haben uns z.B. geholfen, Fördergelder zu beantragen und wertvolle Kontakte zu knüpfen“, sagt Sessler, der sich im Landkreis gut aufgehoben fühlt. „Man muss nicht unbedingt in einer großen Stadt sitzen, um ein Start-Up zu gründen.“ Zumal der 38-Jährige über Ländergrenzen hinweg arbeitet. Sein Partner sitzt in England und die Programmierung findet in Chile statt. Sebastian Sessler hofft nun auf Investoren und Unternehmen die Split Mode als Zahlungsart integrieren. Dass das viel Arbeit ist, Händler zu finden, die das Bezahlsystem integrieren, daraus macht er keinen Hehl. Das Potenzial an Gruppenzahlungen sei aber groß. „Ich bin überzeugt davon, dass Menschen diese Möglichkeit in Anspruch nehmen werden“, sagt er.
Kilian Pfeiffer