Die Firma Talsen entwickelt Software für Maschinen-Betriebssysteme
Kommunikation vereinheitlichen und zu vereinfachen ist in Zeiten von Industrie 4.0 ein Thema, das sich Dr. Hans Egermeier und sein Team bei Talsen auf die Fahnen geschrieben haben. Industrie 4.0 „lebt von der Vernetzung zwischen Maschinen und Anlagen und einer einfachen Bedienbarkeit“, sagt der studierte Maschinenbauer, der mit einem leistungsbereiten Technologieteam an entsprechender Software für den Maschinenbau arbeitet. Dank des Netzwerkes und der Betreuung des Wirtschaftsservices Berchtesgadener Land trifft er im Landkreis auf gute Voraussetzungen.

Hans Egermeier ist ein Profi, wenn es um Softwareentwicklung geht. Egermeier hat an der Technischen Universität München studiert, er promovierte im Bereich der Virtual Reality, hatte erste Gründungserfahrungen und arbeitete im Start-Up-Umfeld sowie in der Entwicklungsabteilung für automatische Messsysteme im Golf-Bereich. Egermeier hat umfangreiche Kenntnisse, wenn es um große Teams geht. Er sammelte unter anderem bei Bernecker und Rainer als Business Manager Erfahrungen. Nach und nach eignete er sich großes Wissen darin an, große Software-Mannschaften zu führen, arbeitete an durchgängigen Automatisierungslösungen für Maschinenbaufirmen, die maximale Flexibilität und Wirtschaftlichkeit für den Kunden versprechen. Anfang 2016 machte er sich als freier Berater selbstständig, um die digitale Tranformation besser begleiten zu können. „Diese beschäftigt den Maschinenbau zusehends“, sagt er. Sein Ziel: den digitalen Anteil in Maschinenbaufirmen deutlich zu erhöhen. Warum also nicht gleich die passenden Software-Lösungen mitliefern? So entstand die Idee für „Talsen“. Der Name setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben von „the art of lean software engineering“, also jener Kunst der schlanken Softwareentwicklung, die vor allem im praktischen Einsatz punkten soll. „Unser Ziel ist es, mit den modernsten Entwicklungsmethoden unsere Kunden zu begleiten“, sagt Egermeier, dessen Team mittlerweile gut im Geschäft ist. Egermeier beschäftigt sechs Personen, einige davon in Serbien. Im Laufe dieses Jahres soll die Mannschaft auf zehn Mitarbeiter anwachsen. „Wir haben das Problem, dass uns hier die Fachkräfte fehlen“, sagt er. „Der Arbeitsmarkt ist sehr angespannt.“ Leute mit Softwareentwicklungserfahrung sind heiß begehrt. Egermeier tut sich schwer Personal zu finden. Das Problem beschäfigt die Branche zusehends.
Industrie 4.0 ist geprägt von einem bisher nicht gekannten Ausmaß an Automation unter massiver Nutzung des Internets. Unterschiedliche Systeme müssen miteinander kommunizieren und interagieren. Damit dies gelingt, müssen Schnittstellen harmonisiert werden. Dies setzt voraus, dass sich die Ausgestaltung dieser Schnittstellen an möglichst international abgestimmten Normen und Standards orientiert.
Automatisierungsfirmen als Kunden
Die Rolle des Menschen ist zunächst die des Entwicklers und Nutzers, der die laufenden Prozesse kontrolliert, überwacht und in diese eingreift. Firmen unterschiedlicher Branchen sind in einem Wertschöpfungssystem vernetzt, etwa Zulieferer oder Hersteller, sagt Egermeier. Für den Verbraucher ist etwa klar: das USB-Kabel verbindet den Drucker mit dem Laptop, die Bluetooth-Technologie transferiert Musikdateien vom MP3-Player auf das Mobiltelefon und zurück, weil die Hersteller der verschiedenen Komponenten sich auf gemeinsame Schnittstellen geeinigt haben. Dies ist ein Standardisierungsprozess, der nun auch der Industrie bevorsteht. Dafür werden sogenannte Referenzarchitekturen definiert: idealtypische Modelle, die den Rahmen für die Entwicklung, die Integration und den Betrieb der relevanten technischen Systeme vorgeben.
Auch, wenn das Geschäft hochkomplex ist, verdeutlicht der studierte Maschinenbauer auf einfache Art, was bei Talsen getan wird: „Wir machen das 'Word', mit dem unsere Kunden die Briefe schreiben.“ Anders ausgedrückt liefert die Firma jene Bausteine, mit Hilfe derer der Kunde eine Softwareentwicklungsumgebung und ein Betriebssystem erstellen kann, über das am Ende der Maschinenbauer seine Software umsetzt. Vor allem Automatisierungsfirmen sind die Kunden von Egermeier. „Das Problem ist, dass beinahe jede Automatisierungsfirma mit eigenen Automatisierungsstandards herumkränkelt.“ Egermeier möchte auf sinnvollem Weg die Kommunikation vereinfachen, die Industrievernetzung auf diese Weise vorantreiben.
Talsen profitiert von Austauschrunden für Gründer
Freilassing und den Landkreis bezeichnet Egermeier als „meinen Lebensmittelpunkt“, der die optimalen Voraussetzungen bietet. „Wir sind hier hervorragend angeschlossen, haben die Autobahn und den Flughafen vor der Haustür.“ Die Grenzregion sei attraktiv, auch weil der Wirtschaftsservice Berchtesgadener Land alles dafür tut, ein gutes Netzwerk, zum Beispiel in regelmäßigen Austauschrunden für Gründer, zu spinnen. „Die Zusammenarbeit läuft hervorragend“, sagt er. Zudem seien in der Region viele Automatisierungsfirmen angesiedelt, also potenzielle Kunden, die für Talsen-Dienstleistung von Interesse sind. „Zu jeder Handwerkskunst gehört die fundierte Beherrschung der Werkzeuge“, sagt Egermeier. „Das Ergebnis für unsere Kunden sind transparente Projekte und eine robuste, anwenderzentrierte Software.“