Schreinerei siedelt samt Kind, Kegel und Lehrling von Franken ins Berchtesgadener Land um
• BGLW ermöglicht Ansiedelung und regelt gleichzeitig Firmennachfolge
• Familie Mangholz erfüllt sich den Traum vom echten Leben und Arbeiten im Berchtesgadener Land
• Handwerksmeister findet traditionsbewusstes sowie wertschätzendes Umfeld gegenüber Natur und Handwerkskunst in der Region vor
Die Liebe zum Schreinerhandwerk und zum Berchtesgadener Land führten dazu, dass Angelika und Benjamin Mangholz ihre gutgehende Schreinerei in Franken aufgaben und samt Lehrling über 300 Kilometer entfernt nach Piding zogen, wo sie seit 10. August einen Betrieb gepachtet haben. Das sympathische Unternehmerpaar sucht Verstärkung von einem Gesellen.
Benjamin Mangholz
„Ich bin dem traditionellen Handwerk sehr verbunden”, sagt Benjamin Mangholz im Gespräch. Das Wort Holz trägt er nicht nur im Namen, sondern sichtlich im Herzen. Der Opa war ein Maler, der Vater ein Restaurator mit einem Antiquitätenladen – qualitative Vollholzmöbel, Kreativität und Handwerk prägten und begleiteten Benjamin Mangholz von Kindesbeinen an. Als Bub von zehn Jahren half er dem Vater in der Werkstatt. Als gelernter Kaufmann und Betriebswirt arbeitete er zuerst für ein Unternehmen im Außendienst. Vor zehn Jahren begann er damit, fürs neue Haus Möbel zu bauen. Bald kam er darauf, dass es dafür im Internet einen Markt gibt und so gründete er die Marke „Neuformat Möbel”. Sie sind aus hochwertigem Vollholz gebaut und verbinden traditionelles mit zeitgemäßem Design. Mangholz schlägt damit die Brücke vom traditionellen Handwerk in die Zukunft mit innovativen Ansätzen im Schreinerhandwerk. Eine „gewisse Grundspannung” in der Gestaltung, Klasse und Qualität sind ihm wichtig. „Mit einem Möbelstück lebt man.” Kunden aus Zürich, Salzburg und Berlin bestellten und irgendwann war klar, dass dies nicht mehr nur im Nebenerwerb zu stemmen ist.
„Was wir Schreiner bauen, überdauert Generationen. In der Regel überlebt jedes Stück mich selbst.” Dieses Gespür für Tradition, Qualität und Langlebigkeit sieht der 38-Jährige im alpenländisch und wenig industrialisiert geprägtem Berchtesgadener Land mit seinen familiengeführten Unternehmensstrukturen noch stark vorhanden. Ehefrau Angelika kennt diesen südöstlichsten Landstrich Bayerns von klein auf, schon die Großeltern verbrachten jedes Jahr hier Urlaub. Diese Tradition übernahmen die Eltern und schließlich Angelika und Benjamin Mangholz. Sie fuhren regelmäßig nach Marktschellenberg, Bischofswiesen, Berchtesgaden. „Die Landschaft, die Herzlichkeit der Menschen, soviel Offenheit und Freundlichkeit”, schwärmt Angelika. Wenn sie morgens zum Metzger gehe und ein herzliches „Grias di” höre, dann gehe ihr schon das Herz auf.
Im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern blieb es bei den beiden nicht beim Traum vom Leben im Berchtesgadener Land: Flächen- und Immobilienlotsin Dr. Anja Friedrich-Hussong konnte nach dem Blick in die Datenbank bei der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH (BGLW) den entscheidenden Tipp geben: ein eingesessener Schreiner in Piding suchte einen Nachfolger. Das war im November. Angelika und Benjamin Mangholz setzten sich sofort ins Auto und machten sich auf den Weg zur ersten Besichtigung. „Die Sonne schien, der Untersberg leuchtete, die Luft war anders”, erinnern sie sich. „Wir haben uns gleich wohlgefühlt.” Sie seien nett empfangen worden und schon bei der Heimfahrt sei die Entscheidung gefallen, die Schreinerei zu pachten. „Wir sind Dr. Anja Friedrich-Hussong sehr dankbar, ohne sie wären wir nicht da.”
Die bürokratischen Hürden seien nicht hoch gewesen, sie fühlten sich im Berchtesgadener Land mit offenen Armen aufgenommen. Mit den Kunden gab es bisher nur positive Erfahrungen. Aus handwerklicher Sicht sei diese Gegend sehr interessant, sagt der Schreinermeister. „Die Menschen haben hier ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Das sieht man schon an den Häusern, sie sind dekorativ und gepflegt.” Handwerk und Brauchtum werde im Berchtesgadener Land hochgehalten. Freilich war die Umsiedelung mit Kosten verbunden. „Wir haben einen gut laufenden Betrieb aufgegeben”, so Benjamin Mangholz. „Hier fangen wir bei Null an.” Er investierte in die Werkstatt und in Maschinen. Doch sie riskierten das Wagnis, um sich ihren Traum zu erfüllen, im Berchtesgadener Land leben und arbeiten zu können.
Besonders erfreulich war die Tatsache, dass das Ehepaar für die Kinder sofort einen Schul- und einen Krippenplatz bekam. „Das ist alles super gelaufen”, erzählt Angelika Mangholz. „Für uns war das Wichtigste, dass es für die Kinder passt und sie gut versorgt sind.” Die Lehrerin sei supernett und sie fühlten sich überall von herzlichen Menschen umgeben. Die ehemaligen Ferienwohnungsvermieter waren bereits zum Grillen eingeladen. Was den Freizeitwert ihrer neuen Heimat betrifft, leuchten die Augen von Angelika und Benjamin Mangholz. „Wir lieben den Hintersee und den Zauberwald, den Thumsee, die Almen, die Nähe zum Chiemsee. Und als Kontrast kann man auch einmal zum Einkaufen nach Salzburg fahren”, fassen sie zusammen. Sie sind glücklich in ihrem neuen Zuhause angekommen.
Tanja Weichold
(27.10.2020)
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