Digitale Sicherheit ist überlebenswichtig
Neuansiedlung von VeroData bringt Datenschutz-Kompetenz in den Landkreis
- Datensicherheitskonzepte und Notfallpläne schützen Unternehmen
- Jede Firma sollte einen Beauftragten für Informationssicherheit haben
- Ein ganzheitlicher und nachhaltiger Umgang mit Daten schützt das Unternehmen
Gestohlenes Firmenwissen, Adressen oder eine lahm gelegte Computerstruktur sind der Alptraum jedes Unternehmers. Die Sicherheit jeglicher Informationen liegt in der eigenen Verantwortung. Die Softwareentwicklerin Dagmar Jung und Informationssicherheitsbeauftragter Stefan Roschetzki brachten mit ihrem Unternehmen „Verodata“ Datenschutzkompetenz ins Berchtesgadener Land mit.
Nachhaltiges Wirtschaften beginnt im eigenen Betrieb. Dazu zählt der Schutz von Informationen und Daten. Er ist fundamental und eine vom Gesetzgeber auferlegte Pflicht.
Dagmar Jung stammt ursprünglich aus Siegen. Da sie näher an ihren Kunden und deren Bedürfnissen sein wollte reifte die Idee, sich selbstständig zu machen. Mit ihrem Geschäfts- und privatem Partner Stefan Roschetzki setzte sie dieses Vorhaben vor zehn Jahren um. In das Berchtesgadener Land mit seiner Bergwelt verliebte sie sich schon lange Zeit vorher, verbrachte jedes Jahr mehrere Urlaube hier. Sie träumte davon hier zu bleiben und in den Alpen zu leben.
BGLW unterstützt Ansiedlung und vermittelt Netzwerke
Konkrete Formen nahm dies schließlich mit der BGLW an. Digitalisierungslotse Cornelius Roth und Flächenlotsin Barbara Platschka unterstützten das informatikbegeisterte Paar bei dem mutigen Unternehmen, mit ihrer Firma ins Berchtesgadener Land umziehen. Roth erkannte: Gerade diese Expertise war ein noch fehlender, wichtiger Baustein im Landkreis. Das Schließen von Wertschöpfungsketten ist eine Aufgabe der BGLW, von der jeder Beteiligte profitiert.
Dagmar Jung und Stefan Roschetzki informierten heimische Unternehmer außerdem auf Initiative von Roth im Mai 2020 in einem Online-Seminar im Rahmen des BGLW-Wissenstranfer-Programms zum Thema Datenschutz und Informationssicherheit. Der Digitalisierungslotse führte das neu angesiedelte Unternehmen „VeroData” im November 2019 auch beim IT-Erfahrungsaustausch bei MBcom in Berchtesgaden ein, um es mit künftigen Kunden zu vernetzen. „Die Unterstützung durch die BGLW war enorm hilfreich“, betont Dagmar Jung. Gerade den Netzwerkaufbau schätzt sie hoch, auch mit Leuten, die das gleiche tun, bei denen man selber einmal nachfragen kann. Ihr Tipp für andere Gründer und Unternehmer, die sich neu ansiedeln ist deshalb: „Nicht versuchen, alles alleine zu stemmen.”
Das Unternehmen VeroData – abgeleitet vom lateinischen Wort veritas, Wahrheit – steht auf vier Beinen, eines davon ist der Schutz von Daten. Dagmar Jung ist geprüfte Datenschutzauditorin und externe Datenschutzbeauftragte mit Zusatzausbildung für den medizinischen Bereich. Die Informationssicherheit in Unternehmen ist für die Unternehmer sehr weit gespannt. „Da geht es um alles was dazu gehört, beginnend beim Zaun um die Firma über den sicheren Türknauf bis zum digitalen Schutz von Daten”, erklären Dagmar Jung und Stefan Roschetzki. „Die wenigsten betreiben Informationssicherheit so, dass sie vor dem Gesetz standhalten würde”, sagen sie aus Erfahrung. „Wenn die Vertraulichkeit, Integrität oder Verfügbarkeit von Informationen nicht gegeben ist, kann das eine Firma in den Ruin treiben.” Schutzkonzepte seien besser als im Notfall reagieren zu müssen. Tritt der schlimmste Fall dennoch ein ist es gut, einen Notfallplan in der Schublade parat zu haben. Vorbeugen können TÜV-Zertifzierungen, für die bestimmte Prozesse und Sicherheitsstandards eingehalten und vorgegebene Kriterien erfüllt werden müssen. Eine TÜV-Zertifizierung schafft Vertrauen beim Kunden, weiß Verodata, die Firma begleitet Betriebe auf Wunsch bei Zertifizierungen.
„Jede Firma sollte einen Beauftragten für Informationssicherheit haben”, so Dagmar Jung. Das betrifft alle, beginnt in klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) und endet in der Industrie. Wer verbrecherische Absichten verfolgt und sich Informationen wie Passworte und Zugangsdaten erschleichen will geht mit allen erdenklichen Tricks vor, wissen die Spezialisten von VeroData. Das kann der gefälschte Anruf sein, ein harmloser Blick über die Schulter, oder auf technische Weise geschehen. „Man kann sich nicht 100 Prozent absichern, aber man kann die Äpfel höher hängen, um Einbrecher und Erpresser abzuschrecken”, erklärt Dagmar Jung.
Da sich Daten „bewegen” und verändern reiche es nicht aus, eine Sache isoliert zu betrachten, wobei selbst kleine Maßnahmen schon helfen können. Dagmar Jung empfiehlt zudem Mitarbeiterschulungen. Der „Return of invest” bestehe schlicht und einfach darin, keine Schwierigkeiten zu bekommen. Positiver Nebeneffekt: Mit dem Schulungsprozess könne einhergehen, dass effizientere Strukturen entstehen. Außerdem fallen Sicherheitsmaßnahmen bei der Risikobewertung positiv ins Gewicht.
Softwareentwicklung und papierloses Büro
Weitere Standbeine von VeroData sind die Softwareentwicklung und Standardprodukte. Dagmar Jung entwickelte zum Beispiel für ein Bauunternehmen eine Einkaufssoftware mit einem Inventurmodul, das mittels CRM-Software mit den Daten der Lieferanten vernetzt ist. Ebenso eine Web-Applikation für einen Telefonannahmeservice.
Zu den Standard-Software-Produkten zählt etwa ein Workflow für den Rechnungseingang, der mit ERP-Software, Finanzbuchhaltungssoftware und Archiv-Systemen verzahnt ist. Dieser Workflow führt die genannten Programme/Software zusammen und verzahnt sie in einem Prozess. Damit entfällt die Notwendigkeit, Belege, Rechnungen und sonstige Posteingänge in den Zwischenschritten ausdrucken zu müssen.
Viertes Standbein von VeroData sind Schnittstellen im Datenaustausch und Datentransfer. Hier geht es darum Daten, die in mehreren Systemen erfasst sind, zu verknüpfen, eventuell auszusortieren und zu transformieren. Daten werden auch von einem System ins andere überführt um doppelte Arbeit zu vermeiden und um sie verlässlich korrekt zu speichern damit sie keine Fehler im weiteren Arbeitsablauf verursachen.
Ein besonderes Anliegen ist Dagmar Jung, mehr Mädchen und Frauen für Technikberufe zu begeistern. „Ich bin dafür, dass noch mehr Frauen in diese MINT-Berufe gehen.” Sie bietet deshalb gerne Praktikumsplätze bei VeroData an.
Tanja Weichold
(23.09.2020)
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